BO.LT macht euch zum Herrscher über Websites – von Klonen, Klau und Copyright

Es gibt Tage, da vergeht selbst mir die Lust auf das Internet. Und ich bin bereit zuzugeben, dass das Netz gemein, böse und gefährlich sein kann. Und wer bisher Pinterest für Copyright-verletzend hielt, wird vermutlich nun die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

BO.LT ist ein amerikanisches Startup, das Anfang 2011 in die private Betaphase ging. Per Facebook bekam ich am Wochenende einen Invite und schaute mir die Seite an. Es endete darin, dass ich zusah einen Dienst zu finden, der den Zugriff von BO.LT blockieren kann.

Was genau ist BO.LT ?

BO.LT bezeichnet sich als ‚Social Page Sharing‘ Dienst. Gegründet wurde er von den Brüdern Jamie and Matthew Roche, die Offermatica schufen – das letztendlich 2009 von Adobe gekauft wurde. Was ich sagen will, ist: die Jungs beschäftigen sich seit lockeren 15 Jahren damit, Websites zu optimieren.

Laut eigener Definition auf der Homepage ist BO.LT

BO.LT gives you a way to save, organize and share stories, articles and vacation plans. You can gather great design examples, gift ideas, useful tips and any other meaningful content you find on the Web and save it all within your own personal, permanent collection

Klingt ja nett. Erstmal. Sehe ich also eine Seite im Netz, die mir gefällt kann ich sie bookmarken, in meinem Account ablegen und mit anderen teilen.

Wie funktioniert BO.LT ?

Jetzt hört eine durchaus vorhandene Ähnlichkeit zu Pinterest auf – bei BO.LT gibt der User die Url der Seite ein, und legt sie so als Bookmark ab. Und jetzt hört auch der Vergleich zu einem link-shortener Dienst wie bit.ly auf:

BO.LT zieht sich nun von dieser Website eine komplette Kopie, samt Text, Fotos und Verlinkungen und legt sie unter einer eigenen – einer bo.lt-url – ab. 

Was bedeutet das ?

Jetzt kommt der Teil, der mich aus den Schuhen haut: der Nutzer, der diese Website gerade durch BO.LT gejagt hat und so eine Kopie der Seite ablegte, kann diese nun komplett modifizieren! Er kann die Schriften verändern, Bilder und Worte austauschen und der Seite ein neues Design geben. BO.LT läßt euch Gott über die Websites spielen. Völlig easy könnt ihr die mächtige BBC Website beispielsweise komplett verändern! Bei Missbrauch könnten so Schlagzeilen verändert, Falschmeldungen verbreitet oder Präsidenten umbenannt werden. Denn der BO.LT-Nutzer kann diese modifizierte Seite mit dem neu generierten Link im Netz teilen – und den Traffic genau messen. Wenn ihr eingeloggt seid, könnt ihr sogar schon eine Kopie einer Seite anlegen, auch von einer mobilen Version, indem ihr nur ein Kürzel davorsetzt.

Bolt rühmt sich also bewusst damit, dass der Dienst nicht einfach nur einen Screenshot der Seite ablegt oder nur den Link kürzt. Sondern BO.LT wirbt damit, dass es

When you copy (or upload) a page onto the BO.LT service, the assets are „cloned“, and an identical version is stored on our servers. The new page works the same as the original but is a separate copy that will not change when the source page goes away. Copying pages to our cloud happens in seconds, and the benefits are available immediately.

Und bei diesem Statement sollten spätestens alle Alarmglocken schrillen. Das geschriebene soll nach einem rosa Wunderland klingen – das Hirn ruft aber nach der Internetpolizei. Ich will das alles nicht! Warum sollte ich das auch wollen? Warum sollte irgendjemand (m)einer Seite, die ihm gefällt ein neues Design verpassen bevor er sie weiterpostet? Ich kann hier keinen einzigen Vorteil erkennen. Ich sehe nur Gefahren!

Und nicht jedem wird auffallen, dass er gerade einen Klon der offiziellen BBC Website liest und teilt, oder? (Headline modifiziert/Beispiel eines nicht von mir erstellten Klons der BBC-Seite)

Aber jetzt ratet mal wohin der Traffic führt? Genau. Natürlich auf die modifizierte, geklaute, kopierte Seite – und nicht auf die Original-Website!

Hier redet sich BO.LT mit einer Frechheit raus:

Auf die Frage im BO.LT Blog, wie das anlegen, speichern und modifizieren eines Klons mit dem Copyright vereinbar sei schreiben sie:

I can’t comment on Pinterest’s legal issues, but our objective is to drive people to the original content in the original context whenever possible, not to a pin or other bontent container. The copies of the pages we store are similar to copies in the Wayback machine or on Google.  They are a “cache” of the content to ensure that it is faithfully represented should there be issues with the original. However, we continue to run ads and analytics to make certain that the content owner is aware of the copy, can monetize it properly, and can provide attribution and context.

Der Nutzer soll also seine gebookmarkte und geklonte Lieblingsseite – wenn er sie nicht verändern möchte – für immer in dem Zustand wiederfinden, wie er sie vorfand als er drüber stolperte. Das bedeutet: verändert oder aktualisiert ihr eure Originalseite wird der Klon weiter inaktuell bleiben. Das heißt, mögliche Fehler/Veränderungen lassen sich nicht ausbessern.

Zudem ist die modifizierte Website nur schlecht als Klon erkennbar. Zum einen an der bo.lt-url, zum anderen an einer kleinen Bar auf der Seite, der mit einem Mini-Button auf das Original hinweist. Aber wer nicht genau aufpasst, dem könnte das in Zeiten von Shortenern und Twitter-Heavy Nutzung schon mal durchgehen.

Ein weiteres Problem ist: dass der einmal angelegte User-Account nicht gelöscht werden kann. Genausowenig wie die kopierten und modifizierten Seiten. Sie sind permanent als Link-Fälschung im Netz verteilbar. Sollte ich also mal eine Seite schliessen wollen, kann jemand anders sie einfach weiter bearbeiten und rumschicken.

  • Instant publishing – When you load a page into BO.LT, it is available instantly
  • Your own URLs – We give you pages with your link, and you can change the link to whatever you would like
  • Flexible loading – Upload an FTP, clone a page, or create a new version with an editor

Und es geht weiter: BO.LT optimiert die geklonten Seiten von Grund auf. So laden sie um 10-40 % schneller als das Original. Bilder beispielsweise werden komprimiert.

Pages that are copied onto the BO.LT Page Cloud are fully working pages that often perform better than the page from which they were copied. Unlike „dumb“ CDNs, which treat everything as a file, our systems understand the page at the HTML level, and work within the web security model to repair tags, optimize HTML/CSS/Javascript, add comments and overlays, and optimize the performance of our network.

 

Was macht das alles für einen Sinn ?

Mir fällt keine einzige sinnvolle Nutzungsmöglichkeit ein, die solch gravierenden Copyright-Verletzungen auch nur annähernd ‚erklären‘ würden. Diese Frage wurde auch im BO.LT Blog gestellt und leider völlig unzureichend beantwortet.

 

Wie kann ich meine Webseite vor BO.LT schützen ?

In einem der wenigen Kommentare zum Thema auf Mashable, der das ganze sehr kritisch sieht, bin ich auf ‚unbolt.it‘ aufmerksam geworden. Er machte zunächst seinem Ärger Luft, kommentierte aber dann: 

Ich habe eine weitere Meinung zu diesem Thema eingeholt und habe Stefan Wolfrum gefragt, wie er dem Ganzen gegenübersteht. Stefan Wolfrum (@metawops on Twitter / www.musicdiver.com) ist Social Media Enthusiast der ersten Stunde und was die Startups-Szene angeht immer auf dem Laufenden.

Wenn ich das richtig verstanden habe, kann jeder mit bo.lt von einer beliebigen Website eine (zunächst mal) private 1:1 Kopie machen. Also quasi einen Screenshot. Mit allem Content, HTML- & Script-Code, CSS Styles, Grafiken etc. Und der „Gag“ ist: diese Kopie kann ich nun verändern.

Das alles mag für die Erfinder harmlos klingen und sie mögen tolle Visionen haben. Aber für mich — und ich vermute & hoffe für viele andere Content-Erfinder — klingt das nach einem gigantischen Copyright Problem. Als Blog-Betreiber beispielsweise produziert man geistiges Eigentum und ohne ausdrückliche Erlaubnis, dass dieses kopiert und wiederveröffentlich werden darf, ist das, was bo.lt da macht, Diebstahl. Das selbe gilt für Webseiten wie flickr oder 500px oder fotocommunity: ganz sicher haben die Einsteller ihrer Fotos nicht zugestimmt, dass sich jede x-beliebige Person eine eigene Kopie von der ganzen Website machen darf, diese dann verändern und schließlich als „neue“, eigene Website wieder live stellen — mit allem Content der Original-Seite wohlgemerkt!

Die Gründe für die Idee von bo.lt scheinen mir vorgeschoben. Dass ich damit einfaches a/b- bzw. multivariates Testing machen können soll mag sein. Aber nur für Techniker. Nicht für Online-Vertriebler. Die werden weiterhin ein gutes a/b-Tool dazu benötigen.

Und es mag ja sein, dass — nach eigenen Angaben der bo.lt Erfinder — analytics pixel in der Kopie erhalten bleiben und weiterhin die Zählungen auf die Originalseite laufen. Aber mal ehrlich: wenn ich meine Kopie der Seite doch komplett selbst editieren kann, nehme ich das mal als erstes raus, oder?

Für die Samwer Brüder ist so ein Tool natürlich (noch mehr) Gold wert: damit kopieren sie noch einfacher erfolgreiche Websites, ändern eine Farbe und verkaufen es dann erstmal als ihre eigene Idee — und später an den ursprünglichen Erfinder für hundert Millionen Euro.

Mehr noch: jeder von uns kann jetzt so abartig werden wie die Samwer Brüder und selbst deren „erfolgreiches Businessmodell“ kopieren, indem er einfach Websites klaut, äh, kopiert. Ohne vorher nach sowas Nebensächlichem wie Copyright zu fragen. Wenn man’s geschickt anstellt (also samwersch), verkauft man dann die „verbesserte“ (z.B. an deutsche Verhältnisse angepasste) Site wieder.

Das alles ist doch moralisch mehr als fraglich. bo.lt ist für mich mal wieder so ein typischer Fall von „was technisch möglich ist, wird auch gemacht“. Es wird Zeit, dass ein Aufschrei durchs Netz geht und derlei Tendenzen bekämpft werden. Zum Glück gibt es schon unbolt.it — dort wird ein kleines Stückchen Script Code zur Verfügung gestellt, was das Abgreifen durch bo.lt verhindern soll. Gut so! Mehr davon! Ich hoffe, bo.lt wird von einer Copyright-Verletzungs-Klagewelle überschwemmt und erledigt sich so von selbst.

Was mich zudem wirklich wütend macht ist, dass BO.LT auf dem eigenen Blog offenbar gesponserte User sprechen läßt, die meiner Meinung nach alle einer Gehirnwäsche unterzogen wurden (den Link reiche ich nach). Deren Kommentare zum Dienst klingen so naiv und haarsträubend, dass man sie wachrütteln möchte. Ich spreche Ihnen zumindest jegliche objektive Reflektion ab. Und auch die Schlussfolgerung einer amerikanischen Fotografin nach einer Question & Answer Runde mit Gründer Matt ist für mich nicht nachzuvollziehen.

Me: If a page gets Bolted 100x from 100 different Bolters, does it create 100 unique bolt links? Or would that create one parent link for the original Bolt and sub-links for the others?

Matt: Yup. 100 copies. One major differentiation for us is that it is a safe place to keep and share content. When you make a copy, it is under your control. It won’t go away like a pin. When you share with your followers, it will have your comment and your profile picture, and a link to your site – to drive visits as a reward for sharing.

Me: How do we protect ourselves from internet Scammers and Phishing? I can for instance Bolt a news post on CNN and edit the content and post it on Facebook. I bet friends wouldn’t notice at first unless they see that there’s a red ribbon on the left hand side and that the web address is different.

Matt: This is an important one. We have a number of controls in place and we work closely with banks, ebay/paypal and others to manage this. We have had very few complaints (1) of real problems, and we act on them quickly.

Matt: phew…

 

Am Ende war sie happy, dass es das Tool gibt. Dabei spricht sie es selbst an: die Gefahr von Phishing! Und natürlich – jeder könnte einen Online-Shop klonen und modifizieren und den Link durchs Netz schicken und die Überweisungen einkassieren! Zumal es so aussieht, als habe BO.LT mit genau diesem Punkt zunächst in einem Video geworben. Das Video wurde mittlerweile gelöscht, aber laut einem Kommentar auf Mashable endete es mit den Worten „…and buy from it more!“

Viele Fragen bleiben. Allein schon wie das technisch überhaupt funktioniert, was wirklich mit dem Traffic passiert…Wie Webseitenbetreiber damit umgehen werden…

Und falls ihr denkt, doch als erstes Mal die BO.LT Seite selbst verändern zu wollen – das haben andere vor euch schon getan. Es gibt verschiedenste Versionen im Netz – wie diese hier unten – die ihr alle auf der Seite von Bryan & Jeffrey Eisenberg (schon wieder Brüder) finden könnt.

Pinterest, das ich ja wirklich weiterhin sehr gerne nutze (Link: pinterest.com/koelnformat) und letzte Woche von der dpa nach meiner Meinung zum Thema befragt wurde, steigt weiter im Beliebtheitsgrad. Am Freitag gab das Unternehmen bekannt, dass es seine Geschäftsbedingungen ändern wird. Der Passus, der generell einen Bilderverkauf der hochgeladenen Fotos erlaubte, war in der Form nicht gewollt und werde herausgenommen. Zusätzlich bekommen die User nun die Möglichkeit, private Boards anzulegen. Das war ein vielfach geäusserter Wunsch.

Zum Thema BO.LT finden sich bisher fast keine deutsche Artikel im Netz – aber der hier zum Beispiel auf loom-berlin.com. Auch amerikanische habe ich eine Handvoll auf den großen Seiten gefunden – wie Mashable, Huffington Post oder Techcrunch. Und die sind alle sehr wenig kritisch und stammen meist aus April 2011.

Ein paar wenige – wie oben beschrieben – in den Blogs. Aber jetzt schwappen die ersten Invites zu uns rüber. Und so werden wir uns mit diesem Thema auseinandersetzen müssen. Mich würde natürlich eure Meinung zu dem Thema BO.LT interessieren!

 

24 Kommentare

  1. Daniel Bröckerhoff

    Moin!

    Erstmal Danke für den Artikel und den Hinweis. Ich kann Dir ganz genau sagen, wofür die Seite gut ist: Für mich als Journalist wäre sie der ideale Cloud-Dienst, um Recherchen zu archivieren.

    Ich habe sowas ähnliches schon offline laufen, die Firefox-Erweiterung nennt sich ¨Scrapbook¨. Dort kann man verschiedene Archive anlegen, in denen dann wieder Ordnerstrukturen, in denen man dann Webseiten speichern kann. Diese werden 1:1 gespeichert, etwas, was viele Browser immer noch nicht ordentlich können. So hab ich mir seit 4 Jahren ein Artikel-Archiv angelegt, zu allen möglichen Themen und für jeden größeren Film, den ich gemacht habe. Das hat sich schon oft als sehr nützlich erwiesen.

    Denn die Seiten werden auch durchsuchbar. Wenn ich nicht mehr weiß, wo ich gelesen habe, dass XY diesunddas gesagt hat, kann ich einfach danach suchen lassen. Irre praktisch.

    Leider liegen die Seiten auf meiner Festplatte. Ich hab mir schon öfter gewünscht, dass ich diese auf einem Server speichern kann, damit ich mit allen möglichen Geräten darauf zugreifen kann.

    Was ich an Bo.lt wirklich kritisch finde ist die Idee des Veränderns der Webseiten. Da frag ich mich wirklich, was das soll. Das Ganze klingt nach der typisch,en ProgrammiererDenke: Wir machen das, weil es geht. Wofür es nützlich ist werden wir dann sehen.

    Ich sehe die Gefahren genau wie Du. Grundsätzlich finde ich die Idee mir ein Online-Archiv von besuchten oder wichtigen Seiten und Artikeln anzulegen sehr gut. Ich würde dafür sogar zahlen.

  2. Christian

    Ich muss zugeben, dass ich das nicht ganz so eng sehe.

    „Und natürlich – jeder könnte einen Online-Shop klonen und modifizieren und den Link durchs Netz schicken und die Überweisungen einkassieren!“ Natürlich aber das ist nicht neu. jeder Browser zeigt den Qeulltext einer Website an. Mit 4-5 Mausklicks lässt sich also jede Seite beliebig oft reproduzieren.
    Was jedoch , auch mit bo.lt nicht so einfach möglich ist: Die Technik kopieren.

    Technisch finde ich das Projekt sehr gut umgesetzt.

    1. Heike

      @Christian – das ist mir durchaus bewusst. Aber mal ehrlich. Nie war es so einfach Websiten zu modifizieren. Aber ja, ich freue mich über eure Meinungen, die mein ungutes Gefühl abschwächen…

  3. Torsten

    Texte wie dieser zeigen mir immer wieder, wie neu doch manche in diesem unseren wunderbaren und doch so fremden Internet sind.

    Deine falsche BBC-Seite kannst Du mit jedem Computer erstellen ohne auch nur ein Programm zu installieren. Lade die BBC-Seite herunter, ändere ihren Text mit einem Texteditor, lade sie auf einen Server hoch. Fertig.

    Wenn das der einzige Kritikpunkt an dem Angebot ist, dann gibt es offenbar nichts zu kritisieren, außer dass der Nutzer an den Endgeräten mit Inhalten machen kann, was er denn will. Und dass jeder Inhalte ins Netz stellen kann.

    Wenn Bolt massenhaft genutzt wird, um Urheberrechte zu verletzen, dann unterscheiden sie sich höchstens graduell von pinterest.

    1. Heike

      @Torsten – du willst mir sagen, dass der Normalo in der Lage ist eine komplette Website auf seinen Server zu Laden, sie zu modifizieren und online zu stellen ohne Bolt zu nutzen? Sorry, ich nicht. Und das finde ich auch nicht schlimm. Habe es bisher nicht gebraucht. Bolt macht es allerdings selbst mir möglich das zu tun. und das finde ich schwierig.

  4. silke

    Liebe Heike,
    vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht. Ich bin sprachlos. Das ist jenseits von allem, was ich mir bisher vorgestellt hätte, aber an der Stelle bin ich wohl zu naiv. Erschreckend.

  5. Wibke von FINGERFABRIK

    Und das am Morgen…. Aber Danke dass du auf dieses, wie ich finde Problem, hingewiesen hast. Ich nutze Pinterest auch regelmäßig und bin dem gegenüber aufgeschlossen. Aber dieser Bo.lt quatsch, was soll das? Bullshit! Ich werde mich wohl jetzt auch mit dem Bo.lt sperren beschäftigen. Auch wenn Bo.lt hier noch nicht so bekannt ist, denn das kann ja leider noch kommen… Archivierungsmöglichkeiten von Seiten/Internetcontent finde ich Grundsätzlich nicht schlecht, dass verändern von Seiten birgt jedoch wirkliche Gefahren. Und ich meine damit nicht nur das Copyrightproblem. Ich will ja kein Schwarzmaler sein aber das öffnet doch auch Propaganda Tür und Tor… siehe BBC Beispiel. Nicht jedem Internetuser wird eine „gefakte“ Seite sofort auffallen.
    Danke für deine ausführliche Recherche!
    Liebst,
    Wibke

  6. maurice

    Es war zwar in den Kommentaren hier schon häufiger zu lesen, aber es ist wirklich kein großes Problem auch ohne solche Dienste Webseiten zu klonen. Entweder direkt via Browser, oder aber mit relativ einfach zu bedienenden Tools, die es schon seit Jahren gibt, das ist alles keine Zauberei und auch nicht neu.

    Dass so ein Dienst natürlich dazu einlädt, dies in größerem Maßstab, weil ohne jeglichen Aufwand, zu betreiben, sehe ich auch als kritisch. Vor allem, wenn nicht ohne weiteres Sichtbar ist, dass es sich bei einer Seite um eine Kopie handelt.

    Ich glaube aber auch, dass es nicht sonderlich schwer sein dürfte, so ein Kopieren der eigenen Seite zu unterbinden. Ich gehe mal davon aus, dass der Dienst einen eigenen UserAgent für seine Scripte nutzt, die die Seite klonen. Diesen UserAgents könnte man dann ohne großen Aufwand den Aufruf der Webseite verbieten. Du könntest z.b. mal Deine eigene Seite klonen und dann in den Logdateien oder Statistiken gucken, ob da irgendwo bo.lt bei den crawlern/robots oder sonstwo auftaucht. Anhand der Information könnte man dann sehr schnell so eine Blockade einrichten.

  7. Torsten

    Heike:

    1. Menü: Datei – „Seite speichern unter…“
    2. html-Datei mit Textprogramm öffnen (zB: Start-Programme-Zubehör-Writer – Menü:Datei öffnen) , Menü: Bearbeiten-Suchen, gewünschten Text suchen, Text ändern, Menü: Datei Speichern.
    3. Hochladen auf beliebigen Dienst.

    Ja, Normalos bekommen das hin, wenn sie es wollen — auch Du. Dass Du meinst, es nicht gekonnt zu haben, liegt nur daran, dass Du es bisher nicht ausprobiert hast. Die Phisher hingegen wissen es schon lange.

    Die Möglichkeit zur Manipulation für jedermann existiert, seit es das WWW gibt. Das sind nicht mehr als ein paar Textdateien und Text ist einfachst zu manipulieren.

    Wenn Bo.lt tatsächlich eine Phisherhölle wird, dann kann man sehen, inwieweit der Dienst seiner Verantwortung über seine Server nicht gerecht wird. Die hypothetische Möglichkeit zumindest reicht nicht.

  8. geheim

    Meine Gedanken:
    1) Klonen ist wie schon angemerkt recht einfach und Betrüger sind mittlerweile extrem gut darin, die Designs von Banken, Ebay & Co zu imitieren. Das geht auch ohne Bolt und Bolt wird sich stark gegen Phishing wehren (müssen)
    2) Es gibt auch andere Dienste, die Kopien von Webseiten zu Archivierungszwecken erstellen (Pinboard oder Diigo etwa). Bolt macht diese Archivversionen öffentlich.
    3) Im Endeffekt ist das das gleiche Geschäftsmodell wie das der Sharehoster: Man bekommt einen privaten Link und der Hoster übernimmt keine Haftung dafür, falls man ihn öffentlich macht. Man kann damit privat archivieren, aber auch im großen Stil raubkopieren. Hier eben nur mit Webseiten statt Dateien.
    4) Seit Jahren wird gepredigt, dass etwas, was einmal im Internet steht, nicht mehr gelöscht werden kann. Stimmt, kein Grund zum Meckern.
    5) Die wirklich interessante Frage ist, was Bolt mit der vorhandenen Werbung macht. Bleibt etwa die Adsense-Werbung weiterhin eingeblendet? Wird sie durch eigene ersetzt?

    1. Heike

      @geheim – zum Thema Ads kann ich sagen, dass BO.LT „sorgsam“ mit den ADs umgehen will. Sie belassen und nicht austauschen will. Genauen Link müsste ich suchen…

  9. Max

    Hallo.
    Das Ganze klingt in der Tat etwas gruselig.
    Bookmarking Tools sind ja ganz nett, man hat die Möglichkeit auch mal Neues zu entdecken, wenn man sich die Bookmarks der Anderen anschaut, aber der Dienst lädt ja eher zu Kampagnen ein, wenn nämlich wirklich der eine oder andere Nutzer übersieht, daß es eine Kopie ist.
    Gruß, Max

  10. Peter Hack

    Ich kapier die Panik um die Phishing-Gefahr nicht… Datenbankzugriffe laufen immer noch / für gewöhnlich serverbasiert ab, und da wird bo.lt nicht rankommen. Bo.lt kann also auch nur ne statische Version der Webseite ablegen. Jetzt kann ein Spassvogel also höchstens seinen Amazon-Klon nehmen und die eigene PayPal-Adresse oder Kontonummer ablegen. Wahnsinnig effektiv.
    Wer jedenfalls Dank Phishing-Schutz der Browser und mangels Brain1.0.exe (die URL zeigt doch zu bo.lt – heads up, buddy!), nicht in der Lage ist, diese wirklich eher banale Gefahr zu erkennen, hat irgendwo nicht aufgepasst, als in der Computer BIld vor IT-Kriminalität gewarnt wurde…

  11. frauheuberg

    wow…also das wird immer verrückter…wirklich…man weiss ja, das man, wenn man ins Netz geht und Informationen verbreitet, nie wirklich vor Nachahmung und etc. geschützt ist…aber das Leute das jetzt auch noch mit ihrer Website legitimieren und unglaubliche Möglichkeiten des Mißbrauchs bieten…das ist wirklich unglaublich…und muss erstmal verdaut werden…wahnsinnig…also bin da voll und ganz auf deiner Seite und dank dir immer wieder für deine tollen Informationen zu all den Themen zum www …merci…bin gespannt auf die Entwicklung…;)…cheers an dhugs…i…

  12. hans.

    na und?

    führt vielleicht dazu, dass Webseiten sicherer werden.

    Jedes Problem hält ein Geschenk in der Hand.
    (Indisches Sprichwort)

  13. diesunddas

    Kleine Anmerkung: unbold.it verhindert nicht das Saugen der Webseite. Sollte der Kloner nicht im Quellcode die betreffenden script-Zeilen löschen, wird bei Aufruf der geklonten Seite die Originalseite aufgerufen.

  14. Gastbeitrag

    Sind ja ein lustiger kleiner Haufen, diese Bo.lts.

    Die Bo.lt-Seite selbst läßt sich nicht in Bo.lt verwursten, denn es geht immer direkt zu bo.lt-Seite. Die haben wohl als erstes den unbot.it-Code eingebaut. So wenig Vertrauen zur eigenen Geschäftsidee ist schon traurig…

  15. Michael Mahlke

    Hallo, gutes Gespür. Metaproducts Produkte ermöglichen schon seit vielen Jahren das Saugen von kompletten Webseiten, die danach auch wieder modifiziert hochgeladen werden können – nur an anderer Stelle.

    Archive.org sammelt schon seit mehr als einem Jahrzehnt Webseiten und zeigt sie sogar von verschiedenen Zeitpunkten an. Das hat einige Fotografen darauf gebracht, mit Hilfe von archive.org mögliche Urheberrechtsverletzungen durch Bildnutzungen von vor zehn oder mehr Jahren nachträglich einzuklagen.

    Das Problem ist, dass wir nicht wissen, wie sich Rechtsprechung entwickelt und die Technik. Als noch nicht klar war, welche Gesetze genau für das Internet gelten, da gab es Angebote, die heute verboten sind und fehlende Disclaimer etc. Aus heutiger Sicht sind dies Rechtsverletzungen. Damals wusste das so genau keiner. Viele Seiten wurden daher im Laufe der Jahre geändert, vom Netz genommen etc.

    Archive.org hat offenkundig durch das Kopieren das Urheberrecht verletzt. Interessiert aber genauso viel wie die Tatsache, dass man die Daten bei Facebook nicht löschen kann.

    Wenn bei Archive.org nun noch Webseiten gespeichert sind, die heute Rechtsverletzungen darstellen oder dort Bilder zu finden sind, die schon lange gelöscht sind, weil man erst später genau wusste, was richtig und falsch ist, so kommt man als damaliger Webseitenbetreiber in juristisch schwierige Umstände, denn vieles ist nicht geklärt.

    Deshalb sind Datenschützer so wichtig. Im Iran hat man die Menschen gezwungen, die Passwörter für ihre Facebook-Accounts preiszugeben und danach sind deren Freunde verhaftet worden.

    Wir wissen – und sehen hier – dass viele Menschen alles machen, was technisch möglich ist, wenn sie es dürfen. Deshalb lebt die Demokratie von Grundrechten, die geschützt werden müssen. Und immer mehr davon wird digital einfach abgeschafft durch Handeln in der Praxis, so wie es facebook und archive.org scheinbar tun – oder halten sie sich an das Selbstbestimmungsrecht über die eigenen Daten der User? Offenkundig nicht!

    Das gilt übrigens auch auf koeln-format und für diese Kommentare. Alles ist in 30 Jahren noch auffindbar, auch wenn sich bis dahin die Familienverhältnisse, die Ansichten, die politischen Umstände und vieles mehr geändert haben sollten. Und will man das dann noch?

  16. Haruhi Suzimiya

    Bo.LT ist eine bessere Version von Wayback Machine in der man Webseiten hosten kann die man irgendwann im Internet nicht mehr finden kann und das kann man selbst bestimmen.

    In Waybackmachine sucht man oft vergebens nach ehemaligen Webseiten und bekommt wenn eine Seite ganz ohne Styles ec. das aber BO.LT vollständig übernimmt.

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