Unterwegs in Nordholland – Haarlem #1

Ich bin gerade im Einsatz. Für die Niederlande. Quasi als Blogger auf Dienstreise in Holland. Ich darf einige Tage im nordholländischen Haarlem verbringen um die Stadt und die Umgebung zu erkunden und euch von meinen Erlebnissen zu erzählen.

Ich bin in diesen Tagen eigentlich nicht als Familienblogger unterwegs, habe die Jungs aber zu diesem Trip mitgenommen. Was erklärt, warum ich diesen Blogeintrag nicht aus einer der unzähligen gemütlichen Kneipen bei einem gemütlichen Heineken schreibe, sondern aus dem Hotelbett (bei einem gemütlichen Heineken). Meine Chancen auf einen friedlichen Tag Morgen sinken wenn ich bedenke, dass die beiden Herren im Bett neben mir quatschen, singen und sich Witze erzählen. Und es ist 21 Uhr 23 gerade.

„Tim, du sollst nicht singen sondern schlafen! Und du sollst mich in Ruhe lassen!“

„Mach ich. Ich hab doch nichts gemacht. Was machst du da gerade?“

„Ich schnarche.“

Orrr. Ich hätte ein Heineken mehr einpacken sollen. Das kann hier noch dauern.

„Tim. Morgen ist nichts mit ausschlafen.“ Yap. Das stimmt.

Für meinen ersten Einsatz bot es sich an nach Haarlem zu fahren. Haarlem ist die Hauptstadt der Provinz und ziemlich genau 3 Stunden mit dem Auto von Köln entfernt. Mir war nicht bewusst, wie nah Haarlem an Amsterdam liegt. Es ist nur ein Katzensprung. Während wir in Köln im absoluten Regenwetter losfuhren, erreichten wir Haarlem kurze Zeit später bei blauem Himmel und Sonnenschein.

Haarlem ist ein sehr niedliches Städtchen. Viele sagen, es sei die entspanntere und hübschere Version von Amsterdam. Von hier aus lassen sich sehr gut Touren an die nahegelegenen Strände wie nach Zaandvort unternehmen, nach Amsterdam oder eben Alkmaar. Die perfekte Ausgangsbasis also um die Region zu erkunden. Dazu später mehr. Nicht so niedlich ist die Parkplatzsituation. Vor allem gibt es keine Parkplätze, auf denen man entspannt länger stehen darf. Was ein Problem war, denn es erschien mir anfangs ausserordentlich sinnvoll mit dem Auto nach Haarlem zu fahren. Erstens – um all meine Klamotten einfach in den Kofferraum werfen zu können. Und zweitens – um frei entscheiden zu können wohin ich wann fahre. Leider verfügt das Hotel auch über keinen eigenen Parkplatz. Zudem werden einige wichtige Kreuzungen gerade neu gestaltet und sind gesperrt. Was die Herfahrt zu einer kleinen Geduldsprobe machte. Und warum ich jetzt über 70 € Parkgebühr berappen muss erzähl ich euch vielleicht ein anderes Mal.

Was ich sagen will ist: Haarlem hat einen verdammt schönen und alten Bahnhof. Nutzt ihn! Da fahren nämlich wirklich Züge. Viele und schnelle! Unser Hotel liegt nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt. Alternativ gibt es dort eben auch ein Parkhaus, in dem man parken könnte, auch über Nacht.

Zwei Nächte verbringen wir im Golden Tulip Lion d’Or. Ich behaupte, zentraler als wir es gerade tun kann man in dieser Stadt kaum wohnen. Wir fallen aus dem Hotel direkt auf die Straße, die uns in wenigen Minuten in die Fußgängerzone bringt – zum Grote Markt , vorbei an all den Geschäften, Bars, Kneipen und Restaurants. Und dennoch ist es absolut ruhig hier. Ich finde, die Holländer wissen einfach zu leben. Sie stellen so viele Stühle und Tische vor die Bars wie in keinem anderen Land. Sobald das Wetter es zulässt sitzen die Menschen draussen und geniessen das Leben.

Am Nachmittag, nachdem das Auto versorgt und wir eingecheckt hatten, wollten wir eine Rundfahrt auf der Spaarne machen. Leider habe ich mir zuviel Zeit gelassen durch die kleinen Gässchen zum Flus runter zu bummeln. Das letzte Boot fuhr um 16 Uhr, und ich sah es nur noch von hinten. Den Programmpunkt haben wir also auf Morgen verschoben.

Was steht Morgen an?

Morgen fahren wir nach Alkmaar. Ich bin total gespannt. Denn in dieser Stadt gibt es einen regelechten Käsetourismus. Auf dem großen Marktplatz der Stadt findet jedes Jahr ab April der Käsemarkt statt. Ich liebe ja Märkte. Dieser hier scheint mir aber der durchorganisierteste zu sein, den ich kenne. Ohne Witz. Die Wagenradgroßen Käse werden auf dem Marktplatz ausgelegt, angeschnitten und probiert. Es gibt einen minutiösen Ablauf, es gibt Käseträger, einen Käsevater. Regeln. Einen Plan für Gruppenbesichtigungen. Eine Warnung, auch nur darüber nachzudenken mit dem Auto anzureisen – hmpf – und geführte Touren. Hach, das klingt wie der durchorganisierte Wachwechsel vor dem Buckingham Palace. Ich bin total gespannt. Und habe bereits Tickets für den Zug gekauft, mit dem wir nun Morgen früh dorthin fahren. Es scheint mir nach meinen heutigen Erfahrungen sinniger zu sein. Der Zug fährt um 8 Uhr 41 los – was ein strammes Timing erfordert.

Was habe ich heute gelernt?

Ich habe heute gelernt, dass Radfahren hier rulez. Und nur weil man gerade keinen Radfahrer sieht heißt das nicht, dass auch wirklich keiner da ist. Von irgendwoher kommt bestimmt einer! Wenn nicht jetzt, dann in der nächsten Sekunde. Und wenn der fährt, dann fährt der. Da hilft im Notfall nur springen.

Das was aussieht wie ein Bürgersteig ist nicht unbedingt einer. Und wenn ihr springt um wieder einem auszuweichen, dann schaut genau wo ihr hinjumpt sonst landet ihr im Fluss.

Ich habe heute einige Zeit gebraucht um zu verstehen, dass ein Gang durch die kleinen Gässchen in Haarlem teilweise gefährlicher sein kann als im Feierabendverkehr die Champs Elysées zu überqueren. Mein Fehler war einfach nur, KEIN Rad dabei zu haben.

Die Gefahr ‚Auto‘ scheint mir berechenbarer als die Gefahr ‚Fahrradfahrer‘. Ich komme aus Köln. Ich weiß, dass aus jeder Ecke, hinter jedem Pfosten oder Mauervorsprung ein Radfahrer hervorhuschen kann. Aber das hier ist härter als in Köln. Ich habe heute einige Zeit damit verbracht von der Straße auf den Gehweg auf den Radweg und zurück zu springen bis ich verstand wie der Hase läuft. Neue Regeln gibt es, wenn Motorräder den Bürgersteig blockieren.

Aber Haarlem darf das. Am sichersten seid ihr wenn ihr einfach mitfahrt. Am besten einen Drahtesel leihen und selbst radeln.

Disclaimer: Mein Aufenthalt in Nordholland wird ermöglicht vom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention. Herzlichen Dank dafür. Ansichten bleiben meine eigenen. 

 

2 Kommentare

  1. Christina

    Sehr schöne Eindrücke! Ich habe heute schon deine Instagrams verfolgt und bin ein wenig (wobei ein wenig untertrieben ist) neidisch auf deine tolle Bloggerreise, das tolle Wetter und die vielen Entdeckungen.

    Ich glaube doch ich muss mal wieder öfter nach Holland – ist ja quasi um die Ecke.

    Ich wünsche dir noch ein paar schöne Tage mit den Jungs und freue mich auf weitere Ansichten.

    LG Christina

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