Carspotting vor der berühmtesten Kirche Norwegens

So tief und fest geschlummert wie in der letzten Nacht in dieser kleinen, blauen Hütte auf einem Campingplatz in Borgund habe ich sehr lange nicht mehr. Vielleicht lag es an der frischen Luft, die durch das Fenster wehte, vielleicht an der Vorfreude auf das, was mich die nächsten Tage erwartet. In das Holzhäuschen mit der Nummer 8 habe ich mich verliebt.

Von der Hütte bis zu einer der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Norwegens sind es nur 2,5 Kilometer. Die Stabkirche Borgund lag daher als erster Stop auf meiner Route in Richtung Sognefjorden. Stabkirchen sehen aus, als wären sie einem Märchen entsprungen. Und vor meiner Norwegen Reiseplanung hatte ich noch keine gesehen. Mein Dumont Reiseführer nennt sie übrigens „Geniestreich aus Kiefernholz“.

Über 1000 solcher Gebäude gab es in Norwegen, nur noch 28 sind in einem authentischen Zustand. Die in Bergung ist die älteste Europas. Das Holz, mit der die Kirche gebaut wurde und zwar ohne Nägel oder Bolzen zu nutzen, stammt aus dem Jahr 1180! Die Rede ist übrigens von der fast schwarzen Kirche.

Schon von weitem ist die dunkle Kirche ein sehr imposanter Anblick, doch als ich auf den Parkplatz fuhr sah ich das:

Vergessen war die Kirche. 8 Traumwagen schön nebeneinander geparkt. Angefangen mit einem Austin Healy über Porsche bis zu einem Mercedes – alles dabei. Ich stellte meinen Wagen für ein Foto direkt daneben. Es dauerte nicht lange , da hatte ich die Fahrer und Beifahrer der Autos ausfindig gemacht. Ich stellte mich vor, verkürzte meine Kirchenführung zu aller-seitigem Verständnis und verabredete mich auf einen schnellen Kaffee mit der Truppe im Empfangsgebäude der Kirche. Ich war neugierig und wollte wissen, wer sie sind, woher sie kommen, was genau sie vorhaben. Was ich aus der Erfahrung der letzten Tage sehr gut nachvollziehen konnte:

„Wir haben nur nicht viel Zeit, wir müssen um spätestens 13 Uhr in Flam sein. Das sind noch 100 Kilometer von hier, deswegen sind wir ein wenig in Eile.“

Einen Tag zuvor, bedingt durch mein Kofferchaos, war ich so spät dran, dass ich erst um 22 Uhr aus den Bergen runter kurvte. Die extrem lebensfrohe Truppe bestand also aus 16 Holländern, die sich 16 Tage Zeit genommen hatten um mit ihren Autos auf eine Fähre nach Oslo zu fahren und dann durch Südwestnorwegen zu kurven. Eine Tour von insgesamt 4000 Kilometern.

„Wir alles sind so begeistert von der Landschaft! Wir fahren keine großen Straßen, nur die kleinen, bergigen. Die, die ungeheuren Spaß machen und auf denen nur Platz für ein Auto ist. Wir sind überwältigt von all den Eindrücken, die wir hier erleben. Natürlich wollen wir auch etwas von der Kultur mitbekommen, aber hauptsächlich sind wir hier um Auto zu fahren. Ich habe die Strecke vorbereitet und eine Agentur hat für uns die Übernachtungen organisiert. Wir hatten 2 Tage Regen, die restlichen Tage war das Wetter fantastisch. Dach auf – und los! Nach jeder Kurve,die man fährt sieht man etwas komplett anderes. Im einen Moment ist es sehr grün, hinter der nächsten Kurve sieht es aus als wären wir auf dem Mond. Das ist etwas, das es so nur in Norwegen gibt.“

Während ich mich mit dem freundlichen Ehepaar unterhalte, schaut der Rest der Truppe amüsiert zu. Die älteste Mitfahrerin ist übrigens 82 Jahre alt! Es dauert nicht lange, da beginnen die ersten, ganz unauffällig mit den Hufen zu scharren, Stühle werden zurückgeschoben, die ersten stehen auf. Eindeutige Zeichen, dass es weitergehen soll. Nicht aber ohne ein Gruppenfoto! Etwas improvisiert und daher nicht mit allen Fahrzeugen, aber sicherlich eine schöne Erinnerung.

Ebenso wie dieses Foto, das entstanden ist weil die Dame von der Stabkirche sagte:

„Wenn Sie wollen, dürfen Sie auch mit einem der alten Wagen vor die Kirche fahren und ein Foto schiessen.“

Eine Super-Special-Blogger-Auto-Ausnahmegenehmigung.

Ja ok. Haben wir gern gemacht. Die Kirche ist ganz nebenbei auch ein guter Platz für Carspotter. Früher oder später kommen sie hier alle vorbei…

Diese Reise wird unterstützt von Visit Norway, Innovation Norway, Fjord Norway und Mercedes Benz!

4 Kommentare

  1. crriena

    wow, da warst Du wirklich zur richtigen Zeit am richtigen Ort, was für wunderschöne Fahrzeuge! Das scheint ja wirklich eine lustige Truppe gewesen zu sein!
    Und die Kirche ist wirklich imposant! Du schreibst vom Empfangsgebäude der Kirche, kann man sie auch von innen besichtigen und hast Du vielleicht Fotos? Das würde mich noch interessieren!
    Beste Grüße!

  2. stiller

    Schöne Eindrücke. Und wirklich zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. Die Kirche selbst könnte ja tatsächlich aus einem Tolkien-Buch entsprungen sein, so düster und verkohlt sie wirkt. 🙂

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