Decken und Socken für Detroit – eine Spendenaktion für Obdachlose #BlanketDetroit

„Giving back to Detroit“ ist, was ich mit diesem Beitrag erreichen möchte. Denn während meines knapp 3tägigen Aufenthalts in der Stadt habe ich viele Eindrücke mitgenommen und sie hat mich seither nicht mehr losgelassen. Ich habe euch viel von Detroit erzählt. Jetzt möchte ich mit eurer Unterstützung etwas zurückgeben! Und zwar sammle ich Spenden für das kleine, lokale Projekt ‚Blanket Detroit‘, das Decken und Socken für Obdachlose sammelt, die bei der aktuellen Wetterlage im Nordosten der USA auf der Straße erfrieren und für die es, mangels finanzieller Möglichkeiten der Stadt, kaum Hilfe gibt.

Lasst mich ein wenig ausholen, um zu erklären, warum es jetzt ausgerechnet Detroit sein soll, obwohl sicherlich auch die Menschen in Köln, München oder London frieren. Aber es gibt hier ganz klar einen persönlichen Bezug. Seit ich zurück bin aus Detroit habe ich viele Filme und Dokus über the big D gesehen, ich lese Blogposts, Zeitungen und vor allem – endlich wieder Bücher! Tatsächlich habe ich nach Detroit zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder ein Buch in die Hand genommen, so ein richtiges aus Papier mit echten Seiten. Es hieß „Rasende Ruinen – Wie sich Detroit neu erfindet“ von Katja Kullmann.

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Und was ich nach all diesen Seiten und Videominuten rausziehe und ein häufig genanntes Zitat ist: Du sollst nicht nur von Detroit nehmen, du sollst auch etwas zurückgeben. Was ich genommen habe, ist klar: ich sah mir Downtown an, am nächsten Tag ein abgelegenes Stadtviertel. Ich schrieb meine Meinung nieder, schrieb Zitate auf, fotografierte Ruinen und leerstehende Häuser, nahm viele Fotos mit, verhielt mich aber keinen Deut anders als der durchschnittliche Tourist. Denn nach 2 Tagen war ich wieder weg, genau wie alle anderen, die vielleicht sogar froh waren, wieder im ‚richtigen‘ Leben angekommen zu sein. In dem Leben, in dem man im Geschäft um die Ecke alltägliche Dinge kaufen kann. Doch nicht ganz. Zwar war ich fort, aber ein Stück von mir blieb zurück. Und jetzt ich möchte auf meine Art etwas zurückgeben.

Vorher möchte ich euch aber einmal die Lage in Detroit zusammenfassen, so wie ich sie sehe bzw. aus meinen Recherchen einschätze. Einige Bewohner sagen, es gebe keine nördlicher gelegene Dritte-Welt Siedlung auf dem Globus. Und ich habe auch gelernt, dass angesichts der leeren Kassen der Stadt, viele Menschen nicht wüssten, wie sie den nächsten Tag überstehen würden, wenn es die vielen kleinen, lokalen Hilfsprojekte nicht geben würde.

  • Von früher knapp 2 Millionen Menschen wohnen nun noch knapp 700.000 in der Stadt
  • Etwa 70.000 Häuser in Detroit stehen leer
  • es dauerte nicht einmal eine Stunde, bis ein gerade verlassenes Haus komplett leergeräumt ist
  • Wer es sich leisten kann, zieht weg
  • die sogenannten ‚Tip Jobs‘ sind überlebenswichtig
  • jeder 3. kommt ohne Lebensmittelmarken nicht über die Runden
  • für den Superbowl 2006 wurden Obdachlose mit Bussen an den Stadtrand gekarrt
  • es gibt kein funktionierendes Schulsystem mehr. Allein 2011 wurden 60 öffentliche Schulen geschlossen. Die Kinder müssen eine Fahrtzeit von locker 45 Minuten One Way in Kauf nehmen
  • wenn sie überhaupt einen Busverbindung finden, die sie nutzen können. Aus Geldmangel werden immer mehr Stellen für Busfahrer gestrichen. Ganze Viertel sind nur noch mit dem Auto erreichbar, wer keines besitzt, sitzt fest.
  • So gut wie jeden Tag werden irgendwo in Detroit Häuser angezündet. Bis die Feuerwehr eintrifft, kann es aus Mangel an funktionierenden Feuerwehrwagen und Arbeitskräften 45 Minuten dauern. Brände, bei denen niemand in Gefahr ist, werden gar nicht mehr gelöscht, stattdessen lässt die Feuerwehr die Häuser abbrennen.
  • Vor einiger Zeit starb ein 3jähriges Mädchen in den Flammen weil der eintreffende Feuerwehrwagen mit mangelhaftem Werkzeug ausgestattet war
  • Es gibt nur wenige Polizisten in der Stadt. Gehen Notrufe ein, dauert es auch hier. In einigen Vierteln steigen die Cops nicht aus dem Wagen aus
  • durch die klirrende Kälte in Detroit erfrieren viele Obdachlose, auch die in den leerstehenden Häusern. Viele werden auch dann nicht gefunden, wenn sie tot sind
  • die Menschen, denen es besser geht, können sich oft nicht leisten, die Heizung einzuschalten
  • die Stadt Detroit, die eine Fläche von 370 Quadratkilometer umfasst und damit Platz hätte für die Bewohner aus San Francisco, Boston und Manhattan zusammen, verkleinert sich immer weiter. Leerstehende Viertel samt Straßen bluten aus und verschwinden nach und nach vom Stadtplan. Ein großes Problem für die Menschen, die in diesen Viertel weiter um ihre Existenz kämpfen

Hatten wir auf unserer Reise nach Detroit unerwartet Glück mit dem Wetter, ist die Kältewelle nun zurückgekommen. Minus 13 Grad zeigt das Thermometer dort aktuell an, dazu kommt der eisige Wind und die Gewissheit, dass der Winter im Nordosten der USA noch einige Zeit anhalten wird.

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Viele Obdachlose suchen Unterschlup in den Ruinen, die teilweise nur noch von ein paar Nägeln zusammengehalten werden oder gefahr laufen, abgefackelt zu werden. Ich stand selbst vor vielen der leerstehenden Häuser und konnte nicht glauben, dass dort vielleicht noch jemand drin wohnt. Wer weiß, wie viele Menschen in den Häusern erfrieren, ohne dass jemand etwas davon bemerkt? Wer weiß, wie viele Menschen auf der Straße leben mit schlimmen Erfrierungen an den Händen und Füßen?

Nun bitte ich euch, mich bei einem Projekt zu unterstützen und mit ein paar Euro einigen Menschen in Detroit zu helfen. Mir ist klar, dass das hier auf Vertrauensbasis beruht, aber ich stehe mit meinem Namen dafür gerade, dass das Geld vor Ort ankommt. Ich möchte mit eurer Hilfe das Projekt Blanket Detroit unterstützen.

repost(1)‚Blanket Detroit‘ sammelt Decken und Socken um sie an Obdachlose zu übergeben. Es ist ein kleines, lokales Hilfsprojekt, wie es so viele in der Stadt gibt und ohne die Menschen nicht zurechtkommen würden. Keines mit einer fetten Internetseite, aber sie haben eine Facebookpage und besagten Instagramaccount über den ihr verfolgen könnt, was vor Ort geschieht. Das alles ist erst vor wenigen Tagen gestartet, genau dann, als der heftige Schnee zurückkam. Über Instagram könnt ihr ihnen folgen oder über ihre Facebook Fanpage.

Blanket Detroit is an initiative to provide supplies to the homeless citizens of Detroit. An initiative that started with a group of friends giving back to the less fortunate has now turned into a movement and we need your help. We are looking to raise $500 to purchase new blankets, socks, and bottled water to donate to the homeless.

Und so könnt ihr helfen:

Es gibt zwei Möglichkeiten:

‚Blanket Detroit‘ hat eine GoFundMe Seite aufgesetzt, für die man sich registrieren muss. Wenn ihr bereit seid, etwas von eurem Geld zu spenden, könnt ihr das direkt hier über erledigen.

oder

ihr klickt auf diesen Paypal Button, der das Geld auf meinem Konto zwischenlagert und ich überweise es in einem Rutsch an Blanket Detroit. Hierfür werden 1,2 % plus 0.35 € an Gebühren pro Spende von Paypal abgezogen.




Ich würde mich furchtbar freuen, wenn ihr mich bei dieser Aktion unterstützt und mich per Kommentar auf dem Laufenden haltet, ob und wie ihr dabei seid. Ich selbst werde natürlich auch spenden, die Höhe des Betrags werde ich aber gleich von einem Tweet abhängig machen. Ich stehe zudem mit der Initiatorin in Kontakt, Kiesha, die mir versprochen hat, Fotos zu schicken und zu dokumentieren, wofür unser Geld genutzt wird. Bitte teilt diesen Post damit möglichst viele davon erfahren! Den Hashtag #BlanketDetroit bitte nicht vergessen!

Seit ich wieder in Frankfurt landetete, arbeite ich daran, mir eine Woche freizuschaufeln und einen günstigen Flug und eine Unterkunft zu finden um mehr Zeit für Recherchen in Detroit zu haben. Da ich als freie Autorin arbeite und Detroit fest im Visier habe, suche ich gezielt Aufträge und redaktionelle Abnehmer für meine Stories aus der Stadt. Ich freue mich über Emails {koelnformat at yahoo de} oder Kommentare im Blog wenn ihr Interesse an einer Zusammenarbeit habt! Sollte ich es nach Detroit schaffen, werde ich Keisha und ihr Projekt natürlich besuchen!

Meine bisherigen Detroit Stories:

Zwei Tage Detroit – unterwegs am Rande der Motorshow

Die zwei Gesichter der Motorcity – Downtown Detroit

Die zwei Gesichter der Motorcity – Unterwegs in den Suburbs von Detroit

Die Packard Plant – ein Blick in Detroits berühmteste Ruine

13 Kommentare

  1. Cornelia Lohs

    Deine Aktion mit dem Spendenaufruf finde ich gut. Ich weiß ja selbst am besten, wie es den Menschen dort geht. Bzgl. Unterkunft: ich bin morgen wieder in Michigan und werde Freunde in Detroit kontaktieren und fragen, ob du eventuell eine Woche bei ihnen wohnen kannst.

    Herzliche Grüße aus Guanajuato/Mexiko, Cornelia

    P.S. Werde mich an der Spendenaktion natürlich beteiligen.

    1. Heike Kaufhold

      @Cornelia – Das ist sehr nett von dir! Und wenn das nicht klappt, was ich verstehen kann, wäre mir vielleicht schon mit dem Kontakt geholfen so dass ich vor Ort einen weiteren Ansprechpartner habe.

  2. Emma

    Ich kenn das…Detroit lässt einen nicht so schnell los… eine kleine Hilfe ist von mir auch schon gespendet..über GoFundMe…super gute Aktion von Dir…lg emma

  3. Janett

    Meine Spende ist auch schon unterwegs und geteilt habe ich deinen Beitrag auch. Ich war noch nie in Detroit, aber ich finde es so traurig, das aus einer so erfolgreichen Stadt innerhalb eines Jahrzehnts eine „Geisterstadt“ wird. Es wird fast so, als wenn die Stadt sich selbst überlassen wird. Ich hoffe das du interessante Aufträge findest !!

  4. Martina

    Hallo Heike,
    Ich werde auch mit einem kleinen Betrag unterstützen. Außerdem frage ich bei meinen amerikanischen PR-Kollegen nach,, ob und wie man Dich in Detroit unterstützen könnte. Ich melde mich, wenn ich Feedback habe!
    LG
    Martina

    1. Heike Kaufhold

      @Martina – Liebe Martina, vielen Dank für deine Spende und wie auch immer das Ergebnis ist wenn du dich umhörst – DANKE für die Mühe!

  5. Parker

    Sehr schöne Idee, jeder Mensch hat eine zweite Chance verdint. Was dagegen spricht: Bei mir im Bezirk lebt ein Obdachtloser und der läßt sich nicht helfen. Er lehnt jegliche Hilfe ab.

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