Roadtrip durch Nordnorwegen – Magische Mitternachtssonne und einsamste Traumstraßen

Der Norweger an sich ist schwer aus der Ruhe zu bringen. Umso mehr braucht es, um einen NORD Norweger in Hektik zu versetzen. Glaubte ich zuvor, ICH sei die Ruhe selbst – nein, die Norweger schlagen mich um Längen. Das Gute daran ist: die erlernte Seelenruhe und Entspanntheit scheint sich auszuzahlen. Denn bisher sind all meine grenzwertigen Kurz-vor-Herzattacke Anfälle bei An oder Abreise immer gut ausgegangen.

Ich befinde mich aktuell auf meinem langen Rückweg aus dem arktischen Kirkenes in Nordnorwegen nahe der russischen Grenze. Sieht mein Reisetag 3 Flüge vor, um wieder Deutschland zu erreichen, ist mein Roadtrip Auto, der neue C 250 Kombi von Mercedes-Benz deutlich länger unterwegs: er nimmt ein Boot der Hurtigruten um dorthin zurück zukommen, wo ich ihn abgeholt habe – nach Tromsø!

Nach meinem monstermässg stressigen Hinflug, sahen die Rückflug Zeiten ähnlich aus. Mit dem großen Unterschied, dass ich nicht böse wäre, wenn der Koffer direkt zu mir nach Köln geliefert werden würde. Vor dem Boarding zum Abflug um 11:05 stand aber die Rückgabe des Wagens.

An sich easy: Schlüssel abgeben am Hurtigurten Kai 5 Minuten entfernt, Taxi nehmen und zum Flughafen fahren. Was ich nicht ahnen konnte: die Port Authorities öffnen ihre Pforten am Wochenende erst um 10 Uhr! Duh. Das war eng bis nicht machbar, so glaubte ich und mein Stresslevel stieg von 0 auf 100 an, zumal es nicht klar war, wie schnell ich den Schlüssel in vertrauensvolle Hände würde geben können und 15 Minuten für die Fahrt zum Flughafen benötigte.

Auch Taxifahrer können gerne mal nicht verfügbar sein, da „sie in der Nacht gearbeitet haben’. Ich stornierte das bestellte Taxi und fuhr zurück zum Hotel. An der Rezeption erfuhr ich, dass das Hotel Shuttle zum Flughafen auch erst 70 Minuten vor Boarding aufbricht, alles entspannter also als bei uns, schliesslich geht um 11:30 auch nur ein Flug.

Das Hurtigruten Boot war mittlerweile eingetroffen und letztendlich gelang es mir einen freundlichen Herrn aus dem Büro der Spedition dazu zu bewegen, meinen Schlüssel anzunehmen. Ich hatte ihn buchstäblich noch im Pyjama hinter seinem Schreibtisch hervorgeholt und war bereit, ihm vor Freude um den Hals zu fallen.

„The North Norwegian people are always so relaxed!“ bemerkte ich.

„That is because we are frozen.“

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Am Ende ging sich natürlich alles aus. So wie der Norweger es von vornherein ankündigt. Wenn sie es mir denn nur immer garantieren könnten!

An meinem letzten Abend hatte Nordnorwegen noch einmal alles gegeben! Die Mitternachtssonne zog direkt vor meinem Hotel eine wunderschöne Show ab und ich habe euch mit einigen Periscopes unterhalten oder genervt. Je nachdem. Aber auch nach meinem dritten Jahr im Mittsommer-Norwegen ist dieses Schauspiel immer noch unglaublich! Und so hoch hier oben war ich nie zuvor, hier sind die Nächte noch heller und noch unglaublicher!

Als ich zu Bett gehen wollte, da war es 2:37 in der Nacht und draußen nicht nur taghell, sondern die Sonne schien vom strahlend blauen Himmel. Kurz zuvor hatte es mich dann doch nochmal durch Kirkenes getrieben, die innere Unruhe ausgleichen.

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Leider ist mein für mich fast magischer 2200 Kilometer langer Roadtrip nun zu Ende und ich für mich kann sagen, dass diese Reise durch Norwegen eine der schönsten und intensivsten war, die ich je unternommen habe. Ich konnte so viele wahnsinnig schöne Eindrücke mitnehmen, Orte ansehen, zum Nordkap fahren, an die Grenze Russlands. Es war toll!

Meinen letzten Tag gestern hatte ich noch einmal ausgenutzt und zum Abschied 200 Kilometer – teils atemberaubende Landstraße, teils Schotterpiste – auf den Tacho gehauen, die gar nicht auf meinem Plan standen. Aber die ‚Abschiedsfahrt‘ ging spontan in den extrem abgelegenen Grenzort Grense Jakobselv. 60 Kilometer von Kirkenes entfernt bildet er den östlichsten Punkt Europas! Als ich glaubte, gleich da zu sein sein, ging es noch einmal 4 holprige Kilometer weiter.

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an der norwegisch russischen Grenze

Eine Fahrt, die sich gelohnt hat auch wenn der Wagen jetzt eine liebevolle Wäsche benötigt. Noch einmal die Barentssee sehen, noch einmal im eiskalten Wind spüren, noch einmal die arktische Luft einatmen und nebenbei einen Eindruck bekommen von der norwegisch-russischen Grenze.

Dabei durfte ich auch spezielle Erfahrungen machen. Ich denke mit gemischten Gefühlen an den alten Mann zurück, der mich aus seinem Wohnzimmerfenster heraus auf russisch anbrüllte und sich ganz offensichtlich von meiner die Straße filmenden GoPro auf dem Autodach störte. Zum anderen waren da die beiden Grenzsoldaten, die plötzlich nach einer Kurve im Wald auftauchten und sich an einem Lagerfeuer wärmten, mir aber so fröhlich zuwinkten, dass ich sie um ein Haar doch um ein Foto gebeten hätte. Aber Militärpersonal zu fotografieren ist in der Grenzregion streng verboten.

Die lang zurückliegende Historie des 2. Weltkriegs lastet schwer auf der Region und über sie kann man sich im Grenzlandmuseum in Kirkenes einen guten Überblick verschaffen, auch wenn einige Ausstellungen leider nur in norwegischer Sprache erläutert sind.

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Eine Stunde solltet ihr für die Fahrt nach Grenze Jakobselv ab Kirkenes einlanen. Stellt euch darauf ein, dass während dieser Zeit keinerlei Handyempfang haben werdet. Das war übrigens das einzige Mal auf meinen ganzen 2200 Kilometern!

Wer übrigens nach Kirkenes reist, dem kann ich das Thon Hotel extrem empfehlen. Auch den ersten Blick mag die Lage merkwürdig aussehen, dann aber …ihr werdet sehen! Der beste Spot um die Mitternachtssonne zu sehen.

Thon Hotel Kirkenes

Aber auch das wird in meinen nächsten Norwegen Artikel Thema sein. Viele haben mich während speziell dieser Reise gefragt, wie ich das eigentlich mit den Kindern mache, die ja ihren Alltag weiterleben während ich durch die Einsamkeit düse. Ich habe meine super persönliche Beiträge hier im Blog extrem runtergefahren, auch weil ich denke, das interessiert eventuell nicht. Sollte dem aber doch so sein oder ihr wollt andere Dinge wissen – hinterlasst mir einen Kommentar und sagt mir gerne, was ihr lesen möchtet oder was für Fragen ihr habt.

Ich möchte mich bedanken bei euch allen, die meinen Roadtrip supported haben mit Clicks, Likes, Views und Kommentaren und bin ganz begeistert, wie aktiv meine Facebook Fanpage in dieser Zeit war! Danke sagen möchte ich vor allem auch Visit Norway, Innovation Norway, Northern Norway, Mercedes-Benz und dem Teknisk Bureau in Tromsø ohne deren Unterstützung diese Reise in der Form nicht möglich gewesen wäre!

Zu diesem Roadtrip kann es aus meiner Sicht nur zwei mögliche Steigerungen geben. Packen wir es an.

Mein Roadtrip durch die Arktis wird unterstützt von Visit Norway, Northern Norway, Innovation Norway und Mercedes-Benz.

4 Kommentare

  1. tavi

    Hallo Heike,

    schöner Roadtrip durch Norwegen! Tolle Landschaftsfotos! Für meinen Geschmack etwas dunkel, doch Geschmäcker sind bekanntlich verschieden 😉

    LG aus Köln
    Octavian

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