Unterwegs auf dem Gold Rush Trail und warum ich nicht weiß, wie es Morgen weitergeht

Auf den Spuren der Goldgräber! Ihnen folgend fuhr ich heute einige hundert Kilometer durch den kanadischen Westen bis nach Prince George. Prince George ist die wichtigste Stadt im dünn besiedelten Norden British Columbias, hier treffen sich der Trans-Canada Highway – eine der „langweiligsten Straßen der Welt“ wie eine Kanadierin ihn mir beschrieb – und der Highway 97. Highway 97 mag öde und unauffällig klingen, ist aber defacto ein Teil des ‚Gold Rush Trails‘, er folgt dem Weg, den die Goldgräber früher mühsam mit Planwagen zurücklegten!

Er verläuft am Stück durch wirklich spektakuläre Landschaften, vorbei an Seen, die keine Ufer haben sondern Steilhänge und er sorgt dafür, dass kein einziger Kilometer langweilig ist. Erst recht nicht bei stahlblauem Himmel und dem Indian Summer, der Wälder und Wiesen in irrsinnig tolle Farben taucht. Anfang Oktober scheint mir die allerbeste Reisezeit zu sein auch wenn viele Campingplätze und Goldrausch-Sehenswürdigkeiten schon geschlossen haben. Denn die meisten Touristen sind um diese Zeit durch. Merken!

Kaffee & Wifi am Trading Post Office von Lilloet

Wie ich heute Morgen schon vorhersagte, war ich sehr viel länger unterwegs als mein Navi glaubte. Aber das konnte all die Stops, die ich einlegen würde, nicht erahnen. Bevor ich Lillooet heute Morgen um 8 verlassen hatte, hatte ich 5 Mal angehalten. So dauerte meine 500 Kilometer lange Fahrt nach Prince George dank etwa drölftausend Stops gute zehn Stunden. Ich kann nicht in Worte kleiden wie gewaltig diese Landschaft hier ist, das müsst ihr euch selbst ansehen.

Besonders interessant waren natürlich die kleinen Ortschaften, die auf dem Weg lagen. Lillooet gefiel mir und auch Clinton war sehr niedlich. Wer dem Highway 97 einmal folgen sollte, der braucht sich um die Verfügbarkeit von Benzin (oder Diesel) keine Sorgen machen. Es gibt stets genügend Tankstellen, auch wenn sie manchmal etwas weiter auseinander liegen.

Dennoch bin ich enttäuscht von Kanada. Also wirklich. Schilder versprechen mir andauernd, dass es sein kann dass Pferde, Hirsche, Bären oder Rehe die Straße passieren…Gesehen habe ich aber noch nix. Nada. Niente.

Meine bisherige Bilanz:

Krisen: 2

Tanken: 3 (war nie ganz leer)

Bären: 0

Kühe, die ich für Bären hielt: 2

Lama: 1

verschwundene Spotify Playlists: 1

nicht verstandene Funktionen: 1

in Motels vorbeigedroppt: 5 gefragt/2 gebucht

Ich: 0. Wasserhahn 1.

Während ich mit meinem Motelzimmer gestern in dem Ort, dessen Schreibweise ich mir schlicht nicht merken kann, auch heute Morgen noch sehr happy war, war ich gespannt, wo ich in Prince George lande. Tatsächlich habe ich heute erst im dritten Anlauf ein Zimmer gefunden. Meine erste Anlaufstelle, eine Empfehlung der Region, war ausgebucht. Bei Sonderpreisen von 69$ kein Wunder. Plan B, das daneben gelegene Hotel Four Points by Sheraton kam zu einem Preis von 169$ ohne Frühstück nicht infrage.

Ich benötige nur ein sauberes, gemütliches Zimmer mit Internet für gerade Mal eine Nacht, da reicht mir eine einfache Version und ich hätte auch gerne einen guten Preis. Den fand ich neben dem Four Points im Carmel Inn. Mein Zimmer kostet nun 102$ inklusive Tax und Frühstück.

Und letztendlich habe ich den Abend mit dem verbracht, was man hier so macht. Sich für die große Fahrt eindecken und das Auto volltanken.

Leider habe ich dabei offenbar einen Fehler gemacht und der Zapfsäule, bei der man stets vorab bezahlen muss, via Kreditkarte erlaubt einen Betrag zu blocken für den vollgetankt werden kann. Das, was nicht vertankt wird, wird auch nicht abgebucht. Das muss irgendwie zuviel für die Karte gewesen sein, die in den letzten Tagen für alles möglich herhalten musste. Sie spuckte mir kurz darauf kein Bargeld mehr aus und auch mein Sandwich konnte ich mit ihr nicht mehr bezahlen.

Das ist aktuell ein riesengroßes Problem für mich. Denn kein Mensch kann sich ohne Zahlungsmittel auf eine 1500 Kilometer lange Strecke in die Einsamkeit aufmachen. Was, wenn ich irgendwo am Cassier Highway stehe und nicht tanken kann? Ich habe zwar noch Bargeld hier, aber das reicht für diesen Trip nicht aus. Auch muss irgendwo irgendwas schief gelaufen sein, denn die Karte hat schon ganz andere Buchungen überstanden auf anderen Reisen. Es kotzt mich jedenfalls monstermässig an weil ich gleich ins Bette gehe mit dem Bewusstsein, Morgen erst einmal Problemlösung zu betreiben statt so früh wie möglich weiter zu fahren. Und wie es ausgehen wird, das weiß ich logischerweise auch noch nicht. Kein Bargeld – keine Weiterfahrt. So einfach ist das. Also werde ich als erstes Morgen früh die Hotline anrufen und/oder bei einer Bank aufschlagen und hoffen, dass sich das Problem irgendwie von allein erledigt. Ich hasse Kreditkartenshizzle! Ich kann doch nicht jedes Mal dem Papi bei der Bank verklickern, dass ich vorhabe, das Land zu verlassen.

Meine Route für Morgen sähe so aus. Wobei ich – wenn ich fahren kann – sicherlich irgendwo auf dem Weg noch eine Übernachtung einlegen werde.

Roadtrip Dy 3

Wie es weitergeht? Ich habe leider überhaupt keine Ahnung. Insgesamt 6 Nächte habe ich noch Zeit bevor ich am 10. Oktober wieder in Vancouver sein muss bzw. möchte. Einen Tag vor Abflug nach Hause. Und die 6 Tage und Nächte werde ich auch brauchen um bei all den Kilometern nicht in Voll-Fahrstress zu fallen.

UPDATE: Problem gelöst! Es gab offenbar ein technisches Problem bei der Bank, Sparkasse, MasterCard oder wem auch immer, das aber jetzt behoben scheint! Weiter geht der Roadtrip!

In Kooperation mit Mercedes-Benz. Alle Fotos hier habe ich mit dem iPhone 6 Plus gemacht. Um die RAW Dateien runter zuladen und zu bearbeiten fehlt mir auf dem Roadtrip die Zeit. Kommen also später. 

8 Kommentare

  1. Geertje

    Hej Heike, drücke alle Daumen dass das Stück Plastik wieder funktioniert oder du Bargeld auftreiben kannst. Wäre ja totaler Mist, wenn diese coole Tour daran scheitert. Und zum Glück ist bei dir ja gleich Montag. Hier ist erstmal Sonntag und zwar schwedischer ZimtschneckenSonntag. viel gutes Gelingen wünscht Geertje

    1. Heike Kaufhold

      Uhm. WAS ist bei mir??? Ahahahaha. Bei mir fängt der Sonntag Morgen in 8 Stunden erst an. Wir sind 9 Stunden zurück. 😉

  2. Marcel

    Hallo Heike,
    na das war ja ein dolles Ding mit der Karte. Das kann ja den ganzen Tag vermiesen. Zum Glück ist das Problem gelöst und du kannst weiterfahren. Viel Glück weiterhin und vielleicht siehst du ja doch noch einen Bären.
    Viele Grüße aus dem herbstlich sonnigen Hamburg
    Marcel

  3. Mara

    „Krisenfest“ ist wohl das Wort, das Dich am besten beschreibt. 😀
    Als wären Deine Berichte nicht schon spannend genug, kann ich gar nicht mehr aufhören, die Photos anzusehen. Mehr davon, ganz viel mehr!

Dein Kommentar