Swannanoa – verwunschener Lost Place in den Blue Ridge Mountains

Swannanoa – eine verwunschene Villa in den Blue Ridge Mountains in Virginia. Ein unglaublich unwirklicher Ort und ein purer Zufall, der mich hier herbrachte. Es war ein Foto auf Instagram, das mich inspiriert hatte, auf unserem USA Roadtrip einen Übernachtungs Stop in der Nähe des Blue Ridge Parkways einzulegen. Getaggt war es mit #Rockfishgap und das gab den für mich entscheidenden Ausschlag in die Blue Ridge Mountains zu fahren, auch wenn ich diesen Grund vor dem Rest der Familie geheimhielt. Natürlich ist diese szenische Straße an sich schon faszinierend, mir war aber klar, dass ich ohnehin nur einen Bruchteil auf ihr würde fahren können. Doch besagtes Instagram Foto war so unwirklich, ich musste mir selbst anschauen was ich auf dem Foto gesehen hatte.

Denn dieses Foto zeigte mir einen Lost Place auf, den ich in dieser idyllischen Lage in den Bergen nicht erwartet hätte. Und letztendlich fand ich bei meiner morgendlichen Erkundungsfahrt heraus, dass es sich nicht um einen Lost Place handelte, sondern um zwei. Und deren Geschichte ist miteinander verwoben. Über den ersten habe ich die Tage im Blog schon geschrieben:

Das Inn at Afton – das verlassene Million Dollar View Motel am Blue Ridge Parkway

Von dem Inn at Afton ist es nur ein Katzensprung bis zum nächsten Lost Place, einem riesigen Anwesen, das ziemlich versteckt in den Bergen liegt. Für mich eine echte Zufallsentdeckung, auf die mich reine Neugier brachte weil ich wissen wollte, wohin die Straße am Hotel hinführen würde. Zum Glück schreckte mich auf eine parkähnliche Einfahrt nicht ab, ab diesem Zeitpunkt allerdings versetzte mich das Gefühl in Stress, etwas verbotenes zu tun. Letztenendes war was ich tat nicht verboten, das erfuhr ich aber erst Tage später. Zudem war ich hier oben vollkommen allein, was meine Anspannung steigern sollte.

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Ich fuhr eine lange, geschwungene und dunkle Allee hinauf bis plötzlich diese Villa vor mir auftauchte. Auf den ersten Blick sah sie nicht allzu ungewöhnlich aus. Erst auf den zweiten erkannte ich, dass Unkraut vor den Fenstern oben wucherte und sie generell in keinem guten Zustand war. Moment, sie war nicht nur in keinem guten Zustand, sondern unbewohnt. Verlassen! Woah.

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Ich wendete den Wagen und parkte ihn in Fahrtrichtung, so dass ich – wenn etwas sein sollte – keine Zeit beim rangieren verlieren würde und direkt losfahren könnte. Ich war hin und weg. Fasziniert. Erschrocken. Nervös und angespannt. Und unglaublich neugierig. Ich schaltete den Motor aus und stieg aus. Hatte der Wagen gerade noch ein beruhigendes Geräusch von sich gegeben, so war es jetzt mucksmäuschenstill um mich herum. Natürlich war die Eingangstür verschlossen, aber ein Blick durch die Scheiben verriet mir, dass die luxuriöse Eingangshalle noch sehr gut erhalten war!

Aussen an der Fassada war der jahrzehntelange Verfall deutlich sichtbar. Der Marmor brach und ich nahm zum ersten Mal bewusst wahr, wie es unter der eleganten Marmorverkleidung aussah.

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Ich sah mich weiter um, entdeckte dann den riesigen parkähnlichen Garten, der zur Villa gehörte sowie einen kleinen Weg, breit genug für ein Auto. Das Auto musste mit, entschied ich und ging zurück. Zog dann den Wagen nur ein paar Dutzend Meter vor bis ich wieder ausstieg.

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Ich blickt nun auf die Rückseite der Villa, die den Verfall jetzt nicht mehr verbergen konnte. Von hier aus sah man die Zimmer, die zur Küche gehörten und eher einfach gehalten waren. Teils zurückgezogene Vorhänge gaben mir das Gefühl, jederzeit können ein Gesicht hinter der Scheibe auftauchen. Und so häufig und gerne ich mich an solche Orten aufhalte, das würde mich nicht davon abhalten auf der Stelle tot umzufallen.

Vor mir befand sich noch etwas. Eine einst wunderschöne Brunnenanlage, auch sie in mehr oder weniger gutem Zustand. Ein bisschen schrubben hier und da, und sie könnte wieder aussehen wie neu. Während ich darüber nachdenke, erspähe ich einen Rasenmäher, aber niemanden, der ihn bedienen würde oder bedienen könnte.

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Ich steige wieder ins Auto und fahr den kleinen Weg, der sich mittlerweile in einen echten Waldweg verwandelt hat, ein Stück weiter hoch. Im Kopf spucken mir die Worte Reifenpanne und was dann herum, die sich aber schnell verdrängen lassen. Aber das Reh, das plötzlich aus seinem Versteck im Gebüsch herausprescht, jagt mir fast einen Herzinfarkt ein.

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Dieses Anwesen samt Garten, Auffahrt und unglaublich idyllischem ‚Gesindehaus‘ ist eines der schönsten, die ich je gesehen habe. Gerade weil es in so einem tiefen Dornröschenschlaf steckt. Auch hierüber müsste ich sehr weit ausholen um die Historie wieder zu geben. Daher nur so viel: James H. Dooley ließ die Villa 1912 innerhalb von 8 Jahren aus Liebe zu und vor allem für seine Frau erbauen. Georgischer Marmor, Tiffany Fenser und goldene Armaturen – Geld spielte keine Rolle.

52 Zimmer. Verteilt auf mehr als 2100 Quadratmetern. Baukosten in Höhe von über 2 Millionen $. Und das 1912. Mehr als 300 Kunsthandwerker wurden beschäftigt, damit der Traum von einer Replica der Villa Medici in Rom wahr wird! Die Sicht aus der oberen Etage ist unglaublich, wie diese Fotos zeigen!

Das Anwesen war das erste in Nelson Country, das über Elektrizität und Abwasserleitungen verfügte.Dazu besass es einen eigenen Generator genauso wie einen Aufzug im Haus. Ein Speiseaufzug, der das Essen aus der Küche im Untergeschoss in den Speisesaal oben beförderte. Ganz so wie es im Haus von Thomas Jefferson der Fall war, dem dritten Präsidenten der USA, dessen Villa heute noch nur 27 Meilen von hier entfernt steht.

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Eines der Tiffany Fenster, das aus über 4000 Teilen bestehen soll, befindet sich angeblich heute noch im Haus und soll vollständig erhalten sein. Als Dooley und später auch seine Frau verstarben, begann die Odyssee der Villa, die letztendlich – und sehr kurz zusammengefasst – dazu führte, dass sie sich heute in Besitz desjenigen befindet, dem auch das Inn at Afton gehört, das ebenfalls vor sich hinrottet.

Im Laufe seiner Geschichte gab es verschiedene Nutzungsideen. Die spektalulärste stammt wohl von der United States Navy, die Swannanoa 1942 kaufen wollte um ‚an einem geheimen Ort‘ Kriegsgefangene zu verhören. Was ziemlich viel über die Lage des Hauses aussagt, finde ich. Auch heute ist nicht klar, wie es mit Swannanoa weitergeht. Angeblich gibt es Überlegungen, die Villa in ein Bed & Breakfast umzuwandeln. Dazu muss aber ein sehr hoher Betrag investiert werden, den derzeit niemand zahlen möchte. Vor allem der Besitzer nicht. Am meisten erstaunt mich, dass soviele Original Einrichtungsgegenstände heute noch erhalten sind.

Wer in Virginia ist und die Möglichkeit hat, Swannanoa zu besichtigen, der sollte vorher unbedingt diese Seite von Nelson Country im Blick haben! Denn fantastischerweise kann man Swannanoa offiziell auch von innen besichtigen! Und hier werden die Führungstermine verkündet und Tickets angeboten. Leider leider leider fand die für mich nächstmögliche Führung nach meinem Rückflug statt.

Weitere Informationen über Swannanoa:

Chevrolet hat mir den Chevrolet Tahoe für meinen USA Roadtrip zur Verfügung gestellt.

3 Kommentare

  1. Martina

    Mann, ich war während des Lesens bestimmt genau so angespannt, wie Du, als Du besichtigt hast. Was für ein beeindruckendes Gebäude – schade, dass es langsam verfällt. Aber vielleicht findet sich ja mal ein Investor !

  2. Antje

    Unglaublich, dass so eine riesige Villa einfach „in Vergessenheit“ gerät und vor sich hin rottet… Man kann die mystische Stimmung, die sie umgibt, auf den Bildern förmlich spüren. Schade, dass es mit der Besichtigung nicht geklappt hat – aber es muss immer einen Grund geben, um wiederzukommen! 🙂

  3. Christina

    Wow, das ist ja wirklich ein sehr gut verstecktes Schmuckstück! *___*
    Eines der unglaublich tollen Vorteile von Instagram, dass man aber gleich solche Schätze findet, ist wirklich toll. Schade, dass das mit der Führung nicht geklappt hat, das Innere hätte mich auch sehr interessiert.
    Liebe Grüße
    Christina

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