Das Schlumpf Museum in Mulhouse – im größten Automobilmuseum der Welt

Im Schlumpf Museum „ein paar alte Autos anschauen“ – so lautete mein Plan als ich unterwegs auf einem Roadtrip durch das schöne Elsass war und per purem Zufall von besagtem Automuseum erfuhr. Dass sich die Cité de l’Automobile als die größte und wohl einzigartigste Automobilsammlung der Welt entpuppen würde, das ahnte ich noch nicht.

Binnen nicht einmal 40 Minuten fuhr ich auf den Parkplatz der Cité de l’Automobile – der Collection Schlumpf. Schlumpf. Der Name Schlumpf hatte mich auf meiner kurzen Recherche nach einem Programmpunkt beim Stop in Mulhouse nicht weiter neugierig gemacht. Ich ging davon aus, das Schlumpf Museum sei ein ganz normales, wie es eben ein Knopfmuseum für Knöpfe oder ein Eisenbahnmuseum für Züge gibt. Nicht spektakulär eben. Daher war ich komplett geflashed, als ich das Museum überhaupt erst betrat.

Das Schlumpf Museum – Cité de l’Automobile

Am Eingang des Schlumpf Museum erhielt ich ein Presseticket und ging dann durch einen langen, dunkel gehaltenen Gang in Richtung Autos. Auf dem Weg dorthin lieh ich einen Audioguide aus, der für alle kostenlos in verschiedenen Sprachen zur Verfügung steht. Ein deutscher Film lief auf einer Leinwand, bequeme Ledersessel luden zum Fachsimplen zwischen zur Schau gestellten Motoren ein und hinter einer langen Glasvitrine entdeckte ich eine riesige Kühlerfigurensammlung. Krass, welche Maskottchen damals den Kühler verschlossen. Es gab etwa allein 60 verschiedene Hundevarianten, Schweine, Pferde, Hasen, Hähne und zwar von griesgrämig dreinblickend bis imposant aussehend war alles umsetzbar.  Gefährlich nur, wenn es zu einem Unfall mit Fußgängern kam. Joah nett, dachte ich, das mal zu sehen.

Der Eingang des Schlumpf Museum in Mulhouse

im Schlumpf Museum

Mercedes setzte seit 1926 den Stern auf den Kühler – andere Herstellern boten verschiedenste Maskottchen an

Im Schlumpf Museum schlägt das automobile Herz höher

Ich bog um die Ecke und lief direkt in eine hell beleuchtete Halle hinein. Woah. Es fühlte sich an, als würde ich gegen eine Wand prallen. Ich ging einen Schritt zurück. Was ich sah war gigantisch! Eine riesige Halle komplett vollgestellt mit Automobilen! Auf 17.000 Quadratmetern! Das überrumpelte mich derart, dass ich glaubte, die Fahrzeuge seien Nachbauten, Fakes, aus Plastik whatever. NEIN. Dem ist nicht so. Es handelt sich bei allen um Wagen um Originale aus der jeweiligen Zeit, teils aufwändig restauriert, teils absolute Raritäten mit Historie.

„Wieviele Wagen stehen in dieser Halle?“ wollte ich wissen

„433.“

Vierhundertdreiunddreissig. Damit stehe ich mitten in der größten Automobilsammlung der Welt! Heimlich hatte Fritz Schlumpf, der damals erfolgreichste Textilproduzent Frankreichs, zusammengetragen und in den Räumen seiner eigenen, ehemaligen Wollspinnerei untergebracht. Genau dort ist die Collection auch heute noch ausgestellt. Sein teures Hobby finanzierte aus Firmenvermögen, was das Unternehmen 1976 in den Ruin trieb. Denn allein innerhalb von 10 Jahren gab Fritz Schlumpf 12 Millionen Franc für seine Leidenschaft aus. Er beschäftigt 7 Mechanikergehilfen, 2 Sattler, 3 Spengler und 5 Lackierer um die Wagen zu restaurieren. Doch nur ausgewählte Personen durften die Sammlung damals überhaupt sehen. Solange bis es dem Journalisten Jürg-Peter Lienhard 1977 gelang, Fotos von der Sammlung zu schiessen, die weltweit veröffentlicht wurden. Eine hochinteressante Story, die ihr hier und hier nachlesen könnt, und die ich defintiv im Hinterkopf behalten werde, die hier aber den Rahmen des Posts komplett sprengen würde.

Das Schlumpf Museum – die gößte Automobilsammlung der Welt

433 Oldtimer, Klassiker, Rennwagen – fügt hier bitte die Superlative ein, die nötig wären um den Wagen gerecht zu werden – sortiert nach ihrer jeweiligen Zeitperiode stehen heute also auf dem ehemaligen Werksgelände in Mulhousen. Weitere schlafen offenbar noch einen tiefen Dornröschenschlaf irgendwo auf dem Gelände. Ich marschierte also drauf los und war froh, meinen großen Akku für das iPhone eingesteckt zu haben. Denn Fotos wollte ich viele machen. Das ist – auch mit großer Digitalkamera – in der Collection Schlumpf sowohl rechtlich als auch technisch kein Problem.

Die ganze Halle erstrahlt in einem für Fotos wirklich wunderbar geeigneten Licht. Zudem versauen nicht allzuviele Absperrungen die Bilder, die Wagen sind nur mit einem Seil von den Wegen abgetrennt. Gut gemacht Hintergründe lassen so ganz passable Museumsfotos entstehen.

An den Fahrzeugen von 1895 bis 1918 lief ich relativ flott vorbei, so wichtig sie für die weitere Architektur der Fahrzeuge waren, so wenig Bezug habe ich zu ihnen. Vorbei an den ganz alten Schätzchen gelange ich in einen Raum, der mich wieder am gesehenen zweifeln lässt. Eine ganze Halle voller Rennwagen! Ob ein Panhard-Levassor von 1908, ein Mercedes Rennwagen von 1937 oder ein Lotus von 1963. Gegenüberliegend die modernen Rennwagen.

Eine weitere, eigene Halle widmet sich den ‚Meisterwerken des Automobils‘, den Luxusautos. Im Nachhinein lese ich, dass im Museum der Rolls Royce Silver Ghost von 1924 steht, den Charlie Chaplin einst besass. Am längsten blieb ich hängen in den Bereichen ‚Klassiker‘ von 1918 bis 1938 und ‚moderne Autos‘ nach 1945.

Hier sind meine Eindrücke von der faszinierenden Collection Schlumpf!

hunderte Fotomotive warten im Schlumpf Museum

Flügeltürer Mercedes Benz 300 SL Coupé von 1955

Die Kollektion im Schlumpf Museum

Die Kollektion im Schlumpf Museum

Die Kollektion im Schlumpf Museum - Mercedes-Benz 300SLR

Die Kollektion im Schlumpf Museum

Die Kollektion im Schlumpf Museum

Die Kollektion im Schlumpf Museum

Die Kollektion im Schlumpf Museum

Jetzt fragt nicht, warum hast du den da nicht näher fotografiert, oder den hier. Ich bin einfach nach Lust und Laune zur Tat geschritten. Überrascht war ich vom kleinen Mercedes, der aussah wie ein alter Käfer. Ja, diese Geschichte rund um den Käfer-ähnlichen H170 von Mercedes Benz hatte ich nicht auf dem Schirm. Der Heckmotorwagen gehört  offenbar zu den meistgesuchten Modellen der Welt. Ich habe natürlich noch viel mehr fotografiert. Einige andere Aufnahmen könnt ihr in meinem Instagram Stream finden.

Der Audioguide des Museums ist übrigens sehr gut gemacht und total un-nervig, zudem kostenlos. Per Zifferneingabe kann man von knapp 200 Fahrzeugen kompakte Informationen und kleine Geschichten in verschiedenen Sprachen abrufen, die sich lohnen anzuhören. Positiv aufgefallen ist mir auch, wie freundlich das Museumspersonal war. Es gab keine griesgrämige Security, die in allen Ecken positioniert war und meckerte, man solle bloss nichts anfassen und dadurch war die Athmosphäre nicht hochheilig sondern locker. Als ich das Museum besuchte, war wenig los. Zu Stoßzeiten ist das mit den Fotos natürlich komplizierter und man hat ständig Leute im Bild stehen – auch dank der großen Spiegelflächen.

 

Ist das Schlumpf Museum für Kinder geeignet?

Ich als Jungsmama würde sagen: bedingt. Es gibt eine Kinderspieleecke, in der die Kurzen auf Mini-Autos im Kreis fahren können, malen oder einen Film sehen können und einfach lärmen dürfen. Allerdings habe ich ständig die ungünstige Kombi aus Trilliarden Steinchen des Bodenbelags und nicht ersetzbaren Altertümchen im Kopf. Was bei meinen Jungs binnen zehn Minuten passieren würde kann ich mir denken. Im Einzelfall kann ein Besuch mit Kindern funktionieren und deutlich unanstrengender sein als ich es mir gerade ausmale. Entspanntes fotografieren wäre für MICH nicht möglich gewesen.

Kinderspielecke Schlumpf Museum

Museumsshop Schlumpf Museum

Preise & Öffnungszeiten des Schlumpf Museum

Die Collection Schlumpf ist jeden Tag geöffnet von 10-17 Uhr. Ausnahmen gibt es, die sind hier nach zu lesen. Eintrittspreis findet ihr hier.

Meine Tipps für einen Besuch im Schlumpf Museum:

  • regelmäßig finden Shows im Autodrom der Cite de l’Automobile statt
  • an Wochenenden besteht die Möglichkeit, in ausgewählten Oldtimern ein paar Runden zu drehen. Allerdings wird es an den Wochenenden mit Sicherheit sehr voll sein.
  • der Museumsshop, der sich am Ausgang des Schlumpf Museums befindet ist einer der coolsten, in denen ich je war! Neben Postkarten, Tassen, Büchern gibt es sehr interessante Autorelevante Dinge wie T-Shirts, Pullis, Cappis für Erwachsene. Ein echtes Highlight! Ein Teil der Produkte läßt sich über den Online Shop bestellen
  • unbedingt die Hätten Sie’s gewusst? Seite der Homepage des Schlumpf Museums lesen. Sehr lehrreich!
  • es ist möglich, für einen Besuch des Automobilmuseums vorab online Karten zu kaufen, ob es nötig ist, kann ich nicht beurteilen
  • die Cité de l’Automobile bietet ein pädagogisches Programm an: so können Schulklassen gesondert Führungen und Rallyes unternehmen und die Welt des Automobils auf eigene Faust entdecken
  • es besteht die Möglichkeit, Tickets für das benachbarte Cité du Train – das Eisenbahnmuseum – mit zu buchen, dann wird der Eintrittspreis angepasst. Dort war ich allerdings nicht.

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10 Kommentare

  1. Dani

    433 Oldtimer, Klassiker, Rennwagen … wow das muss jedes Technikerherz höher schlagen. Toll finde ich auch die Tipps was einen Familienausflug betrifft, schade eigentlich das Museen da nicht andere Lösungen finden. Die Fotos laden zum Besuch in diesen Oldtimer Traum ein, klasse.
    Grüsse Dani

  2. Michael

    Schöne Fotos und schön daß du mich erinnert hast, denn vor vielen Jahren war ich auch mal dort (in einem Schwarzwaldurlaub). Aber wenn ich ehrlich bin, ich habe fast keine Erinnerung mehr daran, denn es war noch in der Vorzeit von DigiCams. (Auch) Wer in der Gegend um Freiburg unterwegs ist, dem sei ein Besuch empfohlen.

    LG
    Michael

    1. Heike

      @Michael – Ja, das stimmt natürlich. Nur ein kleiner Hüpfer bis Freiburg. Wobei die A5 zur Zeit keinen Spaß macht. 🙂 Du solltest nochmal hin, es sind bestimmt einige weitere Wagen dazu gekommen seitdem. Jetzt kenne ich auch deinen Blog! Schön, dich kennen zu lernen!

  3. Dietmar

    Moin!

    Ich erinnere mich noch an meinen ersten Besuch dort 1977/78. damals waren die Inhaber gerade geflüchtet und das Museum stand unter der Verwaltung der streikenden Frauen. Habe im Keller irgendwo noch den roten französischen Streikzettel, den man uns damals dort in die Hand drückte. Die Räumlichkeiten waren eng, muffig und wenig vertrauenerweckend, einfache Nebengebäude der Garnmanufaktur.

  4. Janett

    Grad Entdeckt bei der Suche nach interessanten Themen für das Thema Auto… Das ist ja wohl absolut der Hammer. Da MUSS ich unbedingt mal hin! Ob ich das im Mai schaffe ist zwar fraglich, aber mei ist das cool. Die ganzen Formelfahrzeuge… heftig !!!

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