Unterwegs in Nordholland – drei Tage Enkhuizen und ein Abstecher nach Hoorn

Ich bin vor kurzem wieder nach Holland aufgebrochen, ohne vorher einen einzigen Blick in eine dieser ‚Offline-Karten‘ zu werfen. Mal die Strecke vorher checken oder so. Wozu denn? Ich habe doch ein Navi. Es hat zwar in den Jahren, in denen ich es nutze, noch kein einziges Update bekommen, aber Holland – so bin ich sicher – hat in der Form, in der es jetzt ist, auch schon vor einigen Jahren existiert.

Abgesehen von DER Stelle kurz hinter der Grenze, an der mein altes Navi regelmässig dank kompletter Autobahnneugestaltung die Orientierung verliert. DIE ist mir mittlerweile aber bekannt und ich lasse mich davon nicht weiter irritieren. Dadurch erleben wir aber – positiv gesehen – auf einer stinknormalen Autofahrt eben noch tolle Überraschungen. Wie zum Beispiel in dem Moment, als wir erst auf eine Brücke und dann auf einen Deich auffuhren. Den Mitteldeich. Links Wasser, rechts Wasser. Dazwischen wir und sonst nichts und niemand. Das Navi hatte sich verabschiedet und wir steuerten im Blindflug zwischen den ‚Meeren‘, die ja keine sind, entlang. Nach vielen weiteren Kilometern ging es immer noch schnurstracks geradeaus, bis sich plötzlich das Navi zurückmeldete und mir verkündete, dass ich mich absolut auf dem richtigen Weg befand. Ah.

Insgesamt 24 Kilometer lang ist also die Mini-Autbahn, die uns so einige Kilometer Umweg auf dem Weg in die nordholländischen Städtchen Hoorn und Enkhuizen ersparte. Diese Fahrt war ein echtes Highlight. Natürlich weil sie so überraschend kam, aber auch weil ich so etwas noch nicht kannte. Wir hielten unterwegs natürlich mal an, um ein paar Fotos zu machen. Das war aber so windig und frisch wie es sich für Holland im Herbst gehört, aber wir sprangen schnell zurück ins warme Auto.

Tipp – Leider etwas zu spät bekam ich einen tollen Tipp per Facebook: irgendwo an genau dieser Straße muss ein kleines Café geben – Checkpoint Charlie. Dort soll es herrlichen Apfelkuchen und Kaffee geben. Habe ich leider vor lauter Straße und Wasser nicht wahrgenommen.

Ziele unserer Reise waren Hoorn und Enkhuizen. Kleine Städte in Nordholland, gelegen am IJsselmeer. Orte, in denen ich noch nie war, die aber genauso gemütlich sind wie sie klingen. Soviel möchte ich schon verraten. Vorausschicken muss ich aber, dass ich keinerlei Erwartungen hatte, was das Wetter betrifft. Wir verliessen Köln bei schönstem Sonnenschein, und direkt hinter der Grenze zog es sich zu und beinahe drei Tage nicht mehr auf. Wir verlebten also in Nordholland ein richtiges Herbstwochenende. Mit viel Wind und viel Regen (nachts vorwiegend) aber das machte den Aufenthalt total gemütlich. Dazu trug natürlich auch unser Hotel bei, in dem wir 3 Nächte verbrachten.

Das Grand Café Hotel Stedemaagd in Enkhuizen 

Das Grand Café Hotel Stedemaagd ist – das nur vorweg – ein Grand Café, kein Grand Hotel. Kleiner Unterschied. Es bezeichnet sich selbst als das ‚beste Hotel in Enkhuizen‘ und das kann ich mir durchaus vorstellen. So übermäßig viele Hotels gibt es hier aber auch nicht, aber wir hatten eine sehr schöne Zeit dort und haben uns total wohl gefühlt. Die Jungs und ich waren in einem Zimmer unter dem Dach untergebracht, hatten ein Doppelbett und eine Zusatzliege. Zu dritt war es eng, zu viert wäre ich wahrscheinlich Amok gelaufen. Leider konnte man die Dachfenster nur ganz oder gar nicht aufmachen, was dazu führte, dass es nachts wahlweise zu heiss oder zu kalt war.

Fantastisch war das Frühstück, das morgens ganz frisch für uns aufgetischt wurde. Wir sassen in einer kuscheligen Ecke unten Im Café und blickten beim Essen auf den kleinen Hafen und die vielen Schiffe. Am letzten Tag hatten sich die Jungs soweit akklimatisiert, dass sie unser Frühstück aus der Küche holten und halfen, den Tisch zu decken.

Und wir alle drei fanden es schon cool, ohne Jacke am Abend vom Zimmer schnell ins ‚unser‘ Restaurant zu huschen und bei einem kalten Getränk und im Kerzenlicht noch etwas zu spielen, zu lesen oder zu malen. <3

Unser erster Ausflug führte uns aber direkt nach unserer Ankunft nach Hoorn. Hoorn liegt etwa 15 Minuten mit dem Auto von Enkhuizen entfernt. Beim dortigen VVV, dem Informationscenter, bei dem wir ‚einen Termin hatten‘, bekam ich eine Ladung Prospekte in die Hand. Viele davon immer noch lediglich auf holländisch. Wir stärkten uns bei einem leckeren Bagel (und einem großen Kaffee) im Bagels & Beans und schlenderten rannten anschliessend gemütlich durch Hoorn, liessen uns ein wenig treiben. Am späten Nachmittag fuhren wir nach Enkhuizen zurück, um in unser Hotel einzuchecken. Ich lud unsere Klamotten aus und parkte den Wagen dann am benachbarten Bahnhof, der ca. in 5 Minuten zu Fuß vom Hotel aus zu erreichen ist.

Drei Tage in Enkhuizen

Enkhuizen ist ein Örtchen, das natürlich bei Seglern sehr beliebt ist. Man kann wunderbar entlang des kleinen Hafens schlendern und den Bootsbesitzern beim Abendessen zusehen. Denn auch zu dieser Jahreszeit waren viele Schiffe unterwegs, bzw. Boote belegt. Unser Hotel lag nicht nur direkt am Hafen, sondern auch am Bahnhof, von dem man binnen einer Stunde in Amsterdam wäre. Gehört habe ich die Züge im Zimmer aber nicht.

Ich fasste sofort Vertrauen zu Enkhuizen und fühlte mich sogar beim ‚Dikken Mik‘ wie zuhause, bei dem wir zufällig am ersten Abend vorbeikamen und gleich einkehrten. Hier erwischten wir wohl eine DER Hafenkneipen. Angesagt bei den Schiffern, urgemütlich, ok im Preis UND kinderfreundlich! Denn womit ich an dieser Stelle nie gerechnet hätte: es gab nicht nur eine eigene kleine Ausmal-Kinderkarte, sondern auch noch einen Eimer Stifte für die Jungs, die somit den Abend gut beschäftigt waren. Wie selbstverständlich nannten sie den Laden ab diesem Zeitpunkt ‚beim Dikken Mik‘ was sehr Ganovenmässig klang. Vor allem im Zusammenhang mit den Worten ‚Mama muss ihr Schulden begleichen beim Dikken Mik.“ Ja, ich hatte meine EC-Karte in Deutschland vergessen und war kurzzeitig in Geldnot, bis das Hotel mir freundlicherweise aushalf per Kreditkarte.

Ein Ausflug ins Zuiderzee Museum

Der Besuch im Zuiderzee Musem war ein Highlight für die Kinder und für mich. Das war definitiv auch mein erster Museumsbesuch, bei dem ich mit einem Schiff vorfuhr! Denn direkt vom Hafen in Enhhuizen, am VVV, legt die Museumsfähre ab, die täglich in etwa alle 20 Minuten verkehrt. Anfangs wusste ich nicht genau, was uns erwartet. Aber nach dieser Bootsfahrt durch die Sonne Hollands waren wir für alles gerüstet. Beim Aussteigen am Anleger des Museums erwartete uns der sehr freundliche Niels, der uns ein paar Unterlagen überreichte wie einen Wegweiser für die Kinder. (Oft frage ich mich ja schon, was die Leute denken, wenn ich direkt ein Foto von ihnen mache…)

Wer übrigens nicht mehr so genau weiß, wie das IJsselmeer entstand und was die Zuiderzee eigentlich ist, kann hier mehr über die Geschichte erfahren. Mein Erdkundelehrer rauft sich die Haare, wenn er das hier liest. Ich erinnere mich, dass wir lang und schmutzig darüber sprachen. Aber das ist einfach zu lang her.

Das Zuiderzeemuseum ist jedenfalls ein Binnen- und ein Freilichtmuseum, in dem viele kleine ‚echte‘ Häuschen vergangener Zeiten aufgebaut wurden. Man kann die alten Wohnhäuser anschauen, eine Mühle, eine Käserei, eine Kirche, eine Wäscherei UND eine Fischräucherei. Ein weiteres Highlight für die Kinder, die urplötzlich den unbändigen Drang verspürten frisch geräucherten Hering mit der Hand zu pulen und zu verspeisen. Also kurz in die Sonne gesetzt, und Hering verspeist. Lecker!

Wie es sich für Freilichtmuseen gehört, bringen die Mitarbeiter Leben in die Häuser, und man fühlt sich wirklich wie in einer anderen Zeit. An jedem Haus hängt ein Infokasten, aus dem man erfährt, woher das jeweilige Haus stammt, wie alt es ist, wer exakt drin gewohnt hat und warum.

Wer jetzt denkt, für Kinder sei das langweilig, irrt. Denn gerade für sie wird hier viel getan! Überall zwischen den alten Häuschen finden sich kleine Spiel- und Erlebnisstationen. So können sie Spiele spielen wie vor hundert Jahren, ein Seil knoten, holländische Holzschuhe bemalen oder sich mit altholländischen Klamotten verkleiden.

Die Jungs bemalten nach zartem Druck meinerseits jeder einen Holzschuh, den wir als Erinnerung mit nach Hause nahmen. Dann ging es zurück mit der Fähre in unser kleines Enkhuizen.

Weitere Artikel zu dieser Reise:

Ein Besuch bei Nashorn-Baby Vince im Burgers Zoo

Nordholland im Herbst – eine Reise per Instagram

Unser Aufenthalt in Nordholland wurde ermöglicht vom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention. Herzlichen Dank dafür. Meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst.

13 Kommentare

  1. stiller

    Sehr schön. Und mir wird wieder einmal schmerzlich bewusst, dass ich dieses Jahr noch nicht in Holland war und vielleicht meine letzten Urlaubstage des Jahres in der Hinsicht nutzen sollte. Gerade die Bilder rund ums Zuiderzee-Museum machen Lust. 🙂

  2. Simone

    Mal wieder ein schöner Bericht. Ist man ja gewöhnt von dir. 🙂

    Und wieder eine Ecke in Holland, wo ich noch nicht war. Obwohl ich doch schon so lange hier wohn 😉

    Gruß Simone

  3. Kristine

    Enkhuizen – dort habe ich bei einem Termin mit dem Auto mal eine kleine Runde gedreht und gedacht „Wow, hier muss ich unbedingt noch mal herkommen“. Jetzt lese ich deinen Reisebericht, stelle fest, dass ich immer noch nicht dort war und denke „Wow, hier muss ich unbedingt noch mal herkommen“.
    Danke für die schönen Eindrücke vom IJsselmeer!

  4. Stefan

    Ach, SCHÖN! Ich war vor einigen Jahren mit einem Segelboot auf dem IJsselmeer unterwegs. Enkhuizen und Hoorn haben wir auch besucht. Wunderschöne Ortschaften! Da werden Erinnerungen wach.
    Vielen Dank für die Tour 🙂

  5. Christina

    Die Erfahrungen mit dem Navi durfte bzw. musste ich auch machen. Komisch, offenbar muss Holland erst in den letzten zwei Jahren entstanden sein 😉

    Schöner Bericht. Da oben in der Ecke waren wir im Sommer, aber nicht in Enkhuizen selbst. Ist aber toll am (nicht)Meer.

    LG Christina

  6. Franz Bergmann

    Ja, das gemütliche Enkhuizen ist mir auch noch in bester Erinnerung. Es diente uns als Ausgangspunkt für den ersten Segeltörn unseres Lebens. Wir waren 10 „Landratten“, die plötzlich mit dem anstrengenden Alltag an Deck eines riesigen Segelschiffes konfrontiert wurden. Vor und nach dem Trip kamen wir in den Genuss, die hübschen Lokale und Kneipen der Stadt ausgiebig kennenlernen zu dürfen. Ich sage nur: Jederzeit wieder!

  7. Maike

    Ein Vorteil von Holland und von mancher Insel ist es, dass man entweder immer da ankommt, wo man gestartet ist oder recht gerade und einsame Straßen vorfindet. Holland ist wie Kreta ein Land mit viel Offenheit und Hilfsbereitschaft, hier wie da mache ich sehr gerne Urlaub.

Dein Kommentar