Berlin mit Kind – unterwegs auf den Spuren der Geschichte

Berlin mit Kind zu erleben – das war schon sehr lange ein großer Wunsch von mir. Überhaupt Berlin endlich mal länger zu besichtigen als nur zwischen der hektischen An- und Abreise von Businesstrips. Die Hauptstadt hatte ich bisher so gut wie nur aus dem Taxi heraus gesehen. Das musste sich ändern! Denn Metropolen wie London, Istanbul, Boston, Oslo oder Tel Aviv haben wir schon bereist, das Sightseeing vor der eigenen Haustür kam zu kurz.

Wobei ‚vor der eigenen Haustür‘ natürlich nicht ganz zutrifft. Nach dem letzten Streik auf dem Flughafen Berlin Tegel hatte ich mich für die entspanntere Variante – Zug statt Flug – entschieden und zwei Tickets für den ICE gekauft, der von Köln aus in etwas mehr als 4 Stunden nach Berlin düst. Auch wenn der Zug gefühlt bis auf den letzten Platz besetzt war, verging die Zeit wie im ‚Fluge‘: Filme gucken, raus gucken, Snacks futtern, aussteigen.

Berlin Tipps: Ein Städtetrip nach Berlin mit Kind

Übernachten im MEININGER Hotel in Berlin Mitte

Wie damals bei unserer Reise nach London mit Kind übernachteten wir in einem MEININGER Hotel. Insgesamt gibt es 4 Häuser in Berlin, die allesamt einen Mix aus Hostel und Hotel bieten. Wir buchten ein Doppelzimmer mit eigenem Bad im Meininger Hotel Berlin Mitte an der Oranienburger Straße, dem „Humboldthaus“, denn einst lebte Alexander von Humboldt hier. Aber natürlich gibt es auch hier Familienzimmer bzw Zimmer mit 3 bis hin zu 8 Betten, so dass auch Großfamilien in einem Zimmer unterkommen können.

Die Lage im Zentrum der Stadt ist großartig und man ist nur einen Schritt von den öffentlichen Verkehrsmitteln entfernt. Direkt vor der Tür des Hotels befindet sich die S-Bahn Station ‚Oranienburger Straße‘, von hier bringen euch die S-Bahnen S1, S2 und S25 schnell zu vielen Sehenswürdigkeiten Berlins, auch die Spree ist binnen weniger Minuten zu Fuß erreichbar sowie viele der Museen der Stadt.

Ein ‚All you can eat‘ Frühstücksbuffet gibt es zu einem Preis von 6,90 € pro Person und wer den Check Out um 11 Uhr zeitlich nicht packt, kann für 10 € einen Late Check Out buchen. Der Kurze und ich haben nachts tief und fest geschlafen. Wir haben keine lärmenden Schulklassen erlebt und ich nehme an, das strikte Alkoholverbot, das für alle Bereiche oberhalb der Lobby greift, trägt dazu bei, dass es wirklich sehr ruhig zugeht. Zumindest bei unserem Aufenthalt.

Unternehmungen Berlin – Berlin mit Kind

Es gibt so viele Berlin Tipps in unzähligen Artikeln, die euch mit den sehr vielen Informationen versorgen, auch oder gerade wenn es um das Thema ‚Berlin mit Kind‘ geht. Daher möchte ich mir gar nicht anmaßen auch nur zu versuchen, hier neue Tipps zu geben sondern euch von unserem Trip erzählen und euch mitnehmen auf unsere kleine Reise. Weitere Berlin Tipps verlinke ich euch am Ende dieses Artikels, dort bekommt ihr auch viele Inspirationen, was ihr noch alles als Familie in Berlin unternehmen könnt.

Auf den Spuren der Geschichte Berlins

Ich hatte um einen Tag ‚Urlaub‘ in der Grundschule gebeten und ihn auch bekommen, so dass wir das Wochenende um einen Tag verlängern durften. Der schulfreie Tag wurde als eine Art ‚Bildungsurlaub‘ genehmigt denn für mich war klar, dass diese Reise auch eine Reise in die Geschichte Berlins und natürlich Deutschlands werden würde: die Teilung Deutschlands, die Berliner Mauer, auseinander gerissene Familien, ‚Mauertote‘, der Mauerfall – sehr viel Stoff für ein kleines Kind aber wohl nirgends sonst so greif-, spür- und erklärbar wie hier in Berlin.

Durch unseren intensiven Besuch in der Gedenkstätte Point Alpha an der thüringisch-hessischen Grenze war das Thema nicht ganz neu und er bemühte sich, zu verstehen, was hier los war. Und ich bemühte mich, all das kindgerecht zu erklären. Ich denke, wir kamen beide dabei an unsere Grenzen.

1. Die Gedenkstätte Berliner Mauer

Das Dokumentationszentrum Bernauer Straße und die Gedenkstätte Berliner Mauer ist der Startpunkt unserer Zeitreise. Nach nur einer kurzen Bahnfahrt – eine Station vom Meininger Hotel bis zum Nordbahnhof – stehen wir vor dem zentralen Erinnerungsort an die deutsche Teilung. Auf einer Länge von 1,4 Kilometern erstreckt sie sich entlang der Bernauer Straße über den ehemaligen Grenzstreifen. Nur hier ist noch zu sehen, wie die Berliner Mauer sowie die Grenzanlagen aufgebaut waren. Hier bekommen auch Kinder ein ungefähres Gefühl dafür, was damals passierte:

„Sie schnitt insgesamt 192 Straßen ab, die von Westberlin in den Ostteil der Stadt oder ins Umland führten. Sie durchtrennte drei Autobahnen und unterbrach acht S-Bahn- und vier U-Bahn-Linien. Wo sie Flüsse und Seen querte, bestand sie aus Metallgitterzäunen, die auch unterhalb der Wasseroberfläche verliefen und rund um die Uhr von Schnellbooten der DDR-Grenzpatrouille überwacht wurden. Insgesamt viermal wurden Veränderungen an dem Wall vorgenommen, bis er 1979 seine endgültige Form erreicht hatte.“

Quelle: www.cpw-online.de

Erster Anlaufpunkt für Besucher sollte das Besucherzentrum sein. Hier wird ein Film über die Geschichte der Mauer gezeigt. Von hier aus erreicht man die Außenausstellung zur Mauergeschichte auf dem ehemaligen Grenzstreifen entlang der Bernauer Straße sowie die anderen Standorte der Gedenkstätte.

Aussichtsturm am Dokumentationszentrum Bernauer Straße

Blick auf die ehemaligen Grenzanlagen Bernauer Straße

Denkmal zur Erinnerung an die Mauertoten

2. Der Nordbahnhof

Ich muss ehrlich zugeben: dass der Nordbahnhof, der nicht nur wie eine Ruine aussieht, sondern auch eine ist, eine intakte S-Bahn Station verbirgt, erschloss sich mir von Außen auf den ersten Blick nicht. Doch die Tür in der alten Backsteinruine führt tatsächlich runter auf die Gleise der unterirdischen S-Bahn.

So sind die sichtbaren Reste des Nordbahnhofs gleich eine passende Einstimmung auf die spannende Ausstellung, die sich im Inneren verbirgt: denn hier wird die Absurdität der Grenz- und Geisterbahnhöfe im geteilten Berlin erklärt. Beim Wort ‚Geisterbahnhof‘ horcht das Kind auf und will mehr wissen. Und so versuchen wir uns vorzustellen, was das für ein Gefühl gewesen sein muss, Ost-Berlin bei gedrosseltem Tempo in einer S-Bahn zu unterfahren ohne dabei an den eigentlichen, verwaisten Stationen anzuhalten. Statt Fahrgästen standen hier bewaffnete Grenzposten in schummrigem Licht und Lautsprecherdurchsagen warnten vor dem ‚Letzten Bahnhof in Berlin West‘. Definitiv eine sehenswerte Ausstellung für die ihr Zeit einplanen solltet!

3. Trabi fahren in Berlin

Was wir am Nordbahnhof auch überdeutlich präsentiert bekamen: in Berlin kann man Stadtführungen mit wirklich allen möglichen Fahrzeugen unternehmen. Mit am coolsten dürften aber die in einem alten Trabi sein! Hier zum Beispiel darf man einen Trabi mieten und selbst fahren! Bei der Trabi-Safari läßt sich Berlin mit Hilfe eines Guides erkunden und ihr müsst nur Kolonne fahren. Eventuell wäre ja dann auch das Trabi-Museum einen Besuch wert.

im Trabi durch Berlin

4. Das Spionage Museum in Berlin

Ich wollte eigentlich schreiben: wir wechseln das Thema, verlassen den Berliner Geschichtsteil unseres Besuchs. Aber das stimmt nicht wirklich. Denn vom Nordbahnhof ging es auf direktem Wege zum Spionage Museum. Und ein Teil der Ausstellung im Spionage Museum befasst sich natürlich auch mit der Arbeit der Spione im geteilten Deutschland.

Machen wir es kurz: dass es ein Spionage Museum gibt ist toll und gerade mein Kurzer hatte sich sehr auf den Besuch gefreut! Aber: wir haben bereits das Spy Museum in Washington DC besucht und – was soll ich sagen – es war nicht nur um viele Quadratmeter größer sondern auch deutlich besser. Die deutsche Version ist nett gemeint, aber meiner Meinung nach nicht wirklich kinderfreundlich. Alle, wirklich alle Informationen muss man sich mühsam über Texttafeln erarbeiten, die super hektisch auf „hochauflösenden Monitoren“ eingeblendet (?) werden. Leider springt der Text so schnell, dass ich teilweise kaum Zeit hatte, ihn zu lesen. Kinder dürften da kaum mitkommen, und geben auf. Auch die auf der Website erwähnte, nachgebaute Enigma Dechiffriermaschine, an der wir in Washington ewig lang und mit viel Freude gesessen haben, habe ich vermisst.

Sehr cool dagegen war der Laserparcours, den es in verschiedenen Schwierigkeitsstufen zu überwinden galt. Hier können Berliner Kids sogar ihren Kindergeburtstag feiern.

Laserparcours im Deutschen Spionagemuseum

5. Der Checkpoint Charlie – ein echter Fail

Checkpoint Charlie war etwas, das ich lange schon sehen wollte und als ich nun dort stand, kam ich mir unendlich dämlich vor. Mir war nicht klar, was für eine komische Touristen Show hier täglich abgezogen wird. Als Grenzposten verkleidete Schauspieler, ein Kontrollpunkt der in der Form nie einer war, eine an den Wunsch der Touristen angepasste und zur Show gestellte Teilung, mit der Kohle verdient wird. Dazu ein Verkehrschaos, Menschen rennen blind über die Straße, Fahrradfahrer weichen je nach Laune früher oder später aus und ein Pseudo-Mauermuseum, bei dem die Touristen Schlange bis auf die Straße stehen.

Nicht ohne Grund muss man die Tickets dazu sicherlich schon im Souvenirshop nebenan kaufen. Sonst würde sicherlich kaum jemand dazu kommen, sie zu kaufen. Man hatte mich vor dem Mauermuseum gewarnt, danach wollte ich leider erst recht hin. Ein Fehler. Ich habe die Tickets zurück gegeben. Mein Geld wiederbekommen. C’est ca. Wir mussten weg, schmissen uns in ein Taxi und düsten zurück ins Hotel.

Touristenmagnet Checkpoint Charlie

6. Eine Berliner Currywurst – die Bude am Checkpoint Charlie

Wir verließen den Checkpoint Charlie allerdings nicht, ohne uns vorher näher mit der Currywurst zu befassen. Unsere Mägen beschwerten sich jämmerlich und so genossen wir die Sonne und die kurze Pause. Ich bin sicher: hätte ich dem Sohnemann zu Hause eine Speise mit gelbem Pulver serviert, er hätte es stehen lassen. Die Currywurst liebte er.

Currywurst in Berlin

Wer sich für die Geschichte der Currywurst interessiert, für den ist vielleicht ein Besuch im Currywurstmuseum interessant. Ein ‚Museum‘ für kleine Nerds, aber hey, warum nicht?

 7. Das Technikmuseum in Berlin

Nach einer ordentlichen Mütze Schlaf und einem ausgiebigen Frühstück starteten wir zu unserem nächsten Museumsbesuch: das Technikmuseum stand auf dem Plan!

Technikmuseum in Berlin

Das Technikmuseum in Berlin entpuppte sich als echtes Highlight! Nicht nur wegen der sehr fairen Eintrittspreise oder der Ausstellungsstücke, die es zu sehen gab: von alten Schiffen, über Loks, Zügen bis hin zur Pillen-Produktion. Nein, vor allem ehrlich gesagt wegen des wahnsinnig spannenden Außengeländes, das sich als wunderbarer und harmonierender Mix aus Industrie und Natur entpuppte! Hier können Kids echt laufen und Entdecker sein, alte Gleise in den Wäldern suchen oder kleine Tiere beobachten, die sich nicht immer von Besuchern verunsichern lassen.

Das Outdoorgelände am Technikmuseum

Wirklich ein tolles Museum! Noch toller nur im September: denn dann können Kids auf einem alten Zug ein paar Stationen mitfahren. Die ersten 5 bekommen die Plätze in der Lok.

8. Der Park am Gleisdreieck in Berlin

Das Klettern machte Lust auf mehr! Und so ging es nach dem Besuch im Technikmuseum und einer kleinen Stärkung im Café des Museums in den angrenzenden Park am Gleisdreieck! Ein – aus Kölner Sicht – riesiger Park, der Platz für alle und alles bietet. Hier können Kids auf wirklich coolen Spielgeräten balancieren und klettern, kicken, skaten, Radfahren oder einfach abhängen! Ich bin schwer begeistert und neidisch!

Besonders spannend: Noch heute finden sich im Park die Reste alter Gleisanlagen, Prellböcke und Signalanlagen, die an die frühere Funktion als Bahngelände erinnern! Und die gilt es, zu entdecken!

Der Park am Gleisdreieck, Berlin

9. Den eigenen Kiez erkunden

Wer mit Kind unterwegs ist, paßt sich an. An ein anderes Tempo und an andere Interessen. Ich habe gar keine Lust mehr, eine Sehenswürdigkeit nach der nächsten abzuhaken. Ist es nicht viel schöner, sich einfach treiben zu lassen? Durch ein Stadtviertel zu streunen und zu gucken wo man landet? Das haben wir am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Berlin getan. Wenn auch die Zeit dafür etwas begrenzt war, aufgrund der Zug Abfahrt am Mittag.

Vom Meininger Hotel ging es langsam in Richtung Spree und über einen Flohmarkt vorbei am Bode Museum, aus dem wenige Stunden später die 100 kg schwere Goldmünze ‚Big Maple Leaf‘ gestohlen werden würde!

Erst als der Late Check Out rief, haben wir langsam den Rücktritt angetreten.

Immer dabei: das ‚Klassentier‘, das auf unserer Reise nach Berlin immer wieder für Fotos posierte um einen Tagebucheintrag zu bebildern. Wir hatten versprochen, ihn auf der Rückfahrt zu schreiben so dass der Sohnemann seiner Klasse von seinem Berlin Aufenthalt, für den wir ja 1 Tag schulfrei bekommen hatten, erzählen konnte.

In Kooperation mit Meininger Hotels 

Weitere lesenswerte Artikel rund um das Thema Berlin mit Kindern findet ihr hier:

  • Stefanie zeigt euch auf Family Escapes, dass man einen tollen Urlaub aus Stadt- und Landluft in Berlin verbringen kann!
  • Alexandra von Levartworld nimmt euch mit zur ihrer Reise durch ihr Wochenende in Berlin mit Kind
  • Maria-Bettina nimmt euch auf KindamTellerrand mit zu einer Stadttour durch Berlin aus Teeniesicht! (Wie immer viele coole & ungewöhnliche Stops dabei!)
  • Hartmut nimmt euch auf 58GradNord mit auf den Teufelsberg!
  • Frauke und Johanna von We2onTour zeigen euch Berlin aus Teenagersicht
  • Jenny von Weltwunderer ist gleich mit 3 Kindern in Berlin unterwegs und zeigt die Stadt in den Sommerferien
  • auch Ines von VierMalFernweh hat das Technikmuseum besucht

4 Kommentare

  1. Hartmut

    Liebe Heike,
    ach wie schön, dass es dir in „unserem“ Berlin auch mit Kind so gut gefallen hat. Wir sind ja aus familiären Gründen des öfteren in Berlin. Die Gedenkstätte Berliner Mauer haben wir aber auch erst bei einem unserer letzten Besuche zum ersten Mal erkundet und fanden das ganz gut gemacht.
    Gute Museen gibt es in Berlin ja eine ganze Menge, unter anderen finden vor allem unsere Kinder dass, das Naturkundemuseum immer ein Besuch wert ist, vor allem wenn man Dinosaurier mag…
    Der Checkpoint Charlie ist schon wirklich zu einem komischen Touristenspektakel verkommen. Das war vor Mauerfall noch ganz anders, als es ein richtiger Grenzübergang war (jedoch nicht für deutsche Staatsbürger). Das Museum dort finde ich aber schon einen Besuch wert. Ich habe nicht ganz verstanden, ob ihr nun drin wart oder nicht. Jedenfalls bietet es einen eindrucksvollen Einblick in die Geschichte der Mauer und der Menschen, die auf verschiedene Art versucht haben, die Grenze zu überwinden. Zugegeben ist das kleine Museum heute immer extrem überfüllt, was es manchmal ein wenig anstrengend macht (allerdings haben wir dort noch nie angestanden… das klingt schon krass).

    Sehr schöner Bericht jedenfalls, so dass ich gleich schon wieder Sehnsucht nach der alten Heimat bekomme.
    LG aus dem hohen Norden,
    Hartmut

    PS: Und danke fürs Verlinken! Teufelsberg solltet ihr euch unbedingt auch mal anschauen… wo du doch auch Lost Places magst! 😉

  2. Ines

    Toller Beitrag Heike. Es ist immer wieder spannend, Berlin-Berichte zu lesen. Da ist auch für „Einheimische“ immer wieder was Neues dabei oder animiert, an alte Orte zurückzukehren. Einen großen Teil der Berlin-Geschichte ist ja auch ein Stück eigene Geschichte.
    Liebe Grüße und danke fürs Verlinken. Liebe Grüße, Ines

  3. Jenny

    Unglaublich, wie oft ich schon in Berlin war und wie wenig ich offenbar bisher gesehen habe! Die Bernauer Straße setze ich auf jeden Fall ganz oben auf die Liste fürs nächste Mal. Und ihr müsst beim nächsten Berlin-Trip unbedingt ins Jüdische Museum gehen und auf das Park-Inn am Fernsehturm steigen!

    LG, Jenny

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