Es war Zufall, dass wir zum Tag der deutschen Einheit nach Thüringen reisten. Aber ein sehr schöner Zufall. Schließlich war dieses Wochenende Anfang Oktober eines der begehrten langen Wochenenden, die man noch mehr zu schätzen weiß, wenn man schulpflichtige Kinder hat. Auch wenn sich schnell heraus stellte, dass wir beileibe nicht die einzigen Autofahrer sein würden, die auf die Idee kamen, wegzufahren. Aufgrund der gefühlten Dauer-Baustellen und hohem Traffic dauerte unsere Fahrt länger als geplant, normalerweise erreicht man Thüringen von Köln aus in gut 3 Stunden.
Die Jungs und ich haben in den 3,5 Tagen einiges gesehen und hier findet ihr meine Empfehlungen zu Aktivitäten, die auch ihr unternehmen könntet und solltet wenn ihr Thüringen mit Kindern besucht. Zusätzlich findet ihr in diesem Artikel zwei weitere Tipps zu Unternehmungen in Thüringen mit Kindern, die wir leider nicht umsetzen könnten. Zum einen weil wir sie leider aufgrund der langen Fahrt verpassten, zum anderen weil sie erst für Kinder ab 10 Jahre ‚geeignet‘ ist.
Unser erster Stop brachte uns in die Rhön. Im Dreiländereck zwischen Bayern, Hessen und Thüringen stießen wir gleich auf ein Stück Geschichte des Bundeslandes Thüringen. Dieses Schild machte die Jungs neugierig und sie begannen, Fragen zu stellen. Fragen, die gleich am nächsten Tag aus erster Hand beantwortet werden sollten!
Übersicht
Tipp: Übernachten in der Rhön – das Thüringer Rhönhaus
Nach der doch recht langen Fahrt waren wir froh, unsere Unterkunft für die folgenden zwei Nächte erreicht zu haben. Mittlerweile war Nebel aufgezogen, es begann zu dämmern und leicht zu regnen und so wirkte unsere Bleibe so mystisch schön wie man sich eine Bleibe in einem einsamen Waldstück mitten in der Rhön nur vorstellen kann.
Übernachtet haben wir im Berggasthof Thüringer Rhönhaus in Oberweid, einem Familienbetrieb mit einer bewegenden Geschichte und der perfekte Ausgangspunkt für Wanderungen und intensive Mountainbiketouren. Ein Skilift ist nur wenige Höhenmeter entfernt! Das Besondere am Thüringer Rhönhaus ist seine Außenanlage samt Gehege, denn hier gibt es viele heimische Tiere wie Pferde, Schweine, Schafe und Hühner, die die Kinder mit versorgen dürfen.
Unser Zimmer, eines von 5 Doppelzimmern, war ur-gemütlich und wir schliefen wie drei Steine bei offenem Fenster und frischer Waldluft auf 761 Metern Höhe ein. Ich ziehe meinen Hut vor der Familie, vor allem vor den beiden Enkelinnen, die den Betrieb übernommen haben und sich während all der Arbeit um ihre kleinen Kindern kümmern, die spielerisch schon mithelfen wollen. Hier zu übernachten kann ich von Herzen empfehlen! Auch wenn es mit einem mini-Digital-Detox einhergeht. Der liebevoll hergerichtete Frühstückstisch ist nur einer der Gründe…
Thüringen mit Kindern – die Gedenkstätte Point Alpha
Nach einer ordentlichen Mütze Schlaf und einem leckeren Frühstück fuhren wir zur Gedenkstätte Point Alpha in Geisa. Mir war auf dieser Reise wichtig, etwas über die Geschichte Thüringens zu erfahren und zu lernen. Und wie sich herausstellte, hatten die Jungs wirklich viele Fragen, auf die sie bei unserer Führung Antworten bekamen.
Point Alpha war einer von vier US-Beobachtungsstützpunkten an der hessischen innerdeutschen Grenze. Vier Jahrzehnte lang standen sich hier, am damals strategisch so wichtigen ‚Fulda Gap‘, Vorposten von NATO und Warschauer Pakt Auge in Auge gegenüber. Es galt aufgrund seiner Lage als der ‚wahrscheinlichste Angriffspunkt des Gegners‘ – was der Beginn des Dritten Weltkriegs hätte werden können – da das Gelände wenig natürlichen Widerstand bot. Kampfhandlungen waren hier jedoch nicht vorgesehen, bei ersten Anzeichen für einen Einmarsch der Warschauer Pakt Staaten hätte sich die Besatzung von Point Alpha zurückgezogen.
Überrascht und erfreut war ich, als sich herausstellte, dass wir nicht nur eine eigene Führung erhalten sollten, sondern uns die Direktorin der Point Alpha Stiftung, Ricarda Steinbach, begleiten würde. Jegliche Bedenken, ob die Jungs über einen längeren Erzähl-Zeitraum bei der Sache bleiben würden, lösten sich schnell in Luft auf. Sie hörten 90 Minuten lang interessiert zu und platzten erst aus sich heraus, als es nach draußen ging.
Das ‚Haus an der Grenze‘ der Gedenkstätte Point Alpha liegt auf der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Der ehemalige Kolonnenweg, ein Teil der früheren Grenzanlagen, bestehend aus wetterfesten und mit dem Boden verwachsenen Lochplatten aus Beton, wurde in die Gedenkstätte integriert und verläuft mitten durch die Ausstellung des Museums. Er ist im Original erhalten und somit erleb- bzw. begehbar.
Zu DDR-Zeiten diente er den Grenztruppen dazu, jeden Punkt der Grenze möglichst schnell mit Fahrzeugen zu erreichen. Auch Jahrzehnte nach dem Ende der DDR ist er noch gut erhalten und man kann auf ihm kilometerweit wandern – immer entlang der ehemaligen Grenze. Hier verliefen die Sperranlagen, die vierzig Jahre lang Deutschland, Europa und die Welt teilten.
Vor allem für etwas größere Kinder ist ein Besuch der Gedenkstätte durchaus zu empfehlen. Sie können per Kopfhörer den Erinnerungen der Zeitzeugen zuhören, die im Sperrgebiet lebten und deren Geschichten in Videos festgehalten wurden. Sie sind an verschiedenen Stationen abrufbar. Eine Etage höher dreht sich alles um die einzigartige Fauna und Flora des Biosphärenreservat. Denn im ehemaligen Todesstreifen konnten sich aufgrund der fehlenden menschlichen Einflüsse viele seltene Tier- und Pflanzenarten ungestört entwickeln.
Für mich persönlich hochinteressant – aufgrund meines Besuches an der Grenze zwischen Süd- und Nordkorea im Februar – waren die vielen Parallelen zwischen der jüngeren deutsch-deutschen Geschichte und der Koreas. Und tatsächlich stehen die beiden Grenzmuseen in einem engen Austausch, so die Direktorin auf meine Nachfrage.
Was mir nach diesen intensiven Stunden in Point Alpha noch in den Ohren klingt, das war die kindgerechte Erklärung unserer Museumsführerin Monika Held auf die Frage des Großen ‚Was ist ein kalter Krieg?‘
„Kalter Krieg ist wenn ihr euch in der Klasse böse anguckt und euch zankt. Heißer Krieg ist wenn ihr euch prügelt.“
Thüringen mit Kindern – Erlebniswelt Rhönwald und Arche Rhön
Nach so viel intensivem Input war es Zeit für die Jungs, sich zu bewegen. Und das geht in der Rhön natürlich besonders gut. Leider spielte das Wetter nicht so gut mit wie wir das gerne gehabt hätten. Aber in der Erlebniswelt Rhönwald in Kaltenwestheim können Kinder klettern, toben und dabei allerlei über die Natur und die Tierwelt der Rhön lernen.
Hier gibt es einen Barfußpfad, eine Waldschule, ein grünes Klassenzimmer oder einen Erlebniskinderspielplatz. Ebenfalls auf dem Gelände steht die Arche Rhön von ‚Noah‘, in der die Kinder interaktiv etwas über die Tiere der Rhön, die es ‚in Sicherheit zu bringen gilt‘, sowie den Naturschutz lernen.
Thüringen mit Kindern – der Entdeckerpfad
Der Entdeckerpfad Hohe Rhön ist ein insgesamt 18 Kilometer langer Wanderweg, der mit allerlei kinderfreundlichen Stationen gespickt ist. An den einzelnen Stationen können Kinder „klettern wie eine Ameise, sich wie ein Storch im Best fühlen oder wie eine Spinne umherkrabbeln“. Nebenbei erfährt man viele Dinger über die Region: vom Rhönwasser bis Wald, über die Grenzgeschichte oder über die Geister und Mythen der Rhön.
Thüringen mit Kindern – die Wartburg
Zum ersten Mal Thüringen besuchen ohne die Wartburg zu besichtigen? Geht irgendwie nicht, dachte ich mir. Und so trug es sich zu, dass wir an einem Sonntagnachmittag vor dem Tag der deutschen Einheit mit dem Auto unterhalb der Wartburg ankamen. Es gibt sicherlich optimalere Tage für einen Besuch der Wartburg, aber auch dieser ließ sich trotz ziemlich großen Andrangs wuppen.
Ich fuhr mit dem Wagen so weit hoch wie ich konnte und parkte für 5 €. Man kann aber auch schon von ganz unten einen Shuttlebus nehmen, ich aber war spät dran und wollte mich nicht mit Bussen auseinandersetzen. Von diesem Parkplatz aus läuft man noch 10 Minuten bis zur Burg oder nimmt ein weiteres, kleines Shuttle. Kinder können zu bestimmten Jahres- und Tageszeiten auf einem Esel hochreiten. Denn schon vor 150 Jahren schleppten die Tiere das Wasser hoch zur Burg.
Der Blick auf die Burg ist natürlich gigantisch, sowohl von unten als auch von oben. An diesem Sonntag fanden allerdings Führungen im 10 Minuten Takt statt und ich kann nicht genau sagen, warum ich mich entschied, mit den Kindern an einer teilzunehmen. Diese Stunde im Pulk mit vielen Menschen war etwas zäh und anstrengend. Die Jungs waren müde und fanden die langen Erzählungen über die Räumlichkeiten nicht wirklich spannend. Ich kann ihnen das auch gar nicht verübeln, schliesslich hatte ich selbst meine Probleme damit. Aber die jeweiligen besichtigten Räume wurden nach der eigenen und vor der nächsten Gruppe verschlossen, abkürzen nicht möglich.
Jedenfalls bemühte sich unser Guide redlich zu betonen, dass die Wartburg deutlich mehr Geschichte erlebte als ’nur‘ die von Martin Luther, der hier im Exil das Neue Testament übersetzte. Allerdings besucht ein Großteil der Menschen die Wartburg sicherlich aus genau diesem Grund. Deswegen hier für euch das Lutherzimmer:
Mein Fazit: Wartburg JA! Führung: Naja. Den Weg zurück zum Auto legten die Jungs im Eiltempo zurück, sie rasten die Wege runter und fegten an einer asiatischen Reisegruppe vorbei, dass ich teils nicht sicher war ob sie heil unten ankommen. Ich traf sie wieder als sie den Klängen eines Akkordeonspielers auf dem letzten Treppenabsatz des Weges lauschten.
Von der Wartburg bei Eisenach aus ging es weiter in die gut 60 Minuten mit dem Auto entfernte Landeshauptstadt Erfurt.
Thüringen mit Kindern – Erfurt
In Erfurt war ich noch nie und ich hatte auch keine genauen Vorstellungen, wie die Stadt aussah. Aber schnell war klar: sie ist wirklich sehr, sehr schön! Vor allem im Sommer muss es toll sein bei all den Cafés und hübschen Plätzen, die zum draußen sitzen einladen! Unser Hotel, das Hotel Krämerbrücke, lag mitten in der Altstadt und – wie der Name erahnen läßt – direkt an einem Wahrzeichen Erfurts, der Kraemerbrücke! Von unserem Zimmer aus konnten wir sie sogar sehen. Mit 120 Metern Länge und 32 Häusern ist sie die längste bebaute und bewohnte Brückenstraße Europas. Auf der Brücke befinden sich Galerien und Handwerkslädchen.
Wer auch so neugierig ist wie wir und wissen möchte, wie diese kleinen alten Häuschen von innen aussehen, der geht zum Haus der Stiftungen mitten auf der Brücke. Das Haus aus dem Jahr 1578 steht Besuchern offen, die das Erd- , Ober und Kellergeschoss besichtigen und auch einen Blick durch ein Mauerloch auf die Gera werfen können.
Erfurt Tourismus bietet Stadtrallyes für Kinder an, in denen die Kids spielerisch die Sehenswürdigkeiten entdecken können, unter anderem können sie die überall in Erfurt verteilten Kika Figuren aufspüren.
Auch wenn das Wetter kühl und nass war, Eis geht immer und davon gibt es in Efurt eine ganze Menge. Aber auf keinen Fall solltet ihr an ‚Eiskrämer‘ vorbeigehen! Im stylishen Laden an der Ecke gibt es Eissorten von denen ich noch nie zuvor gehört habe, durch die ich mich aber am liebsten komplett durch gegessen hätte. Direkt nebenan befindet sich die Manufaktur Goldhelm Schokolade – zu der die Eisdiele gehört – und auch hier gibt es die leckersten Sachen zu kaufen.
Nach vielen Führungen und langen Autofahrten forderten die Kids eine Pause ein. Und welch ein Zufall, genau in dem Moment als wir am Efurter Oktoberfest auf dem Domplatz vorbeikamen. Angelockt von einem nicht übersehbaren Riesenrad. Wir stiegen ein und bekamen so ganz unverhofft einen grandiosen Blick auf die Stadt von oben!
Von der Kirmes kamen wir dann allerdings bis zur Rückfahrt am frühen Nachmittag nicht mehr weg. Autoscooter, Wildwasserbahn, ihr kennt das. Die beiden hatten einen Heidenspaß so dass wir entspannt die Abreise nach Köln antreten konnten.
Noch zwei Dinge, die wir leider nicht unternehmen bzw verpasst haben:
Thüringen mit Kindern – ein Besuch im Bergwerk
Auch in Thüringen hat man die Möglichkeit, Bergwerke zu besichtigen und ‚einzufahren‘. Das ist definitiv etwas, das wir sehr gerne unternommen hätten. Leider, leider aber erlaubt das Erlebnisbergwerk Merkers eine Besichtigung erst für Kinder ab 10 Jahren. Der Kurze war also zu jung. In diesem Berwerk geht es mit einem Förderkorb in über 500 Meter Tiefe hinab! Und im Anschluss geht es mit einem Allradfahrzeug durch das Labyrinth aus Gängen und Stollen. Herrje, es klingt toll und unterscheidet sich doch sehr von unserem letzten Besuch in einem Bergwerk. Wir werden ganz sicher zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal einfahren!
Holzschnitzkurs für Kinder
Meine Kinder schnitzen unheimlich gerne, von daher ist es wirklich schade, dass wir diesen Programmpunkt verpasst haben. Aber die Holzbildhauerin Kerstin Genschow bietet Schnitzkurse für Kinder an und zwar im Örtchen Klings.
Dieser Artikel ist entstanden in Zusammenarbeit mit der Thüringer Tourismus GmbH | www.thueringen-entdecken.de
Wie witzig, ich war genau an dem Wochenende auch in Thüringen unterwegs, ok, es ist meine Heimat und ich komme öfter wieder her 🙂
Hätte ich mich doch mal aufs Riesenrad getraut, der Blick über Erfurt scheint ja wirklich atemberaubend gewesen zu sein.
Ein wirklich schöner Bericht 🙂
Liebe Grüße,
Antonia
Liebe Heike,
da habt ihr an dem langen Wochenende wirklich viel erlebt. Vor allen Dingen scheint es richtig abwechslungsreich gewesen zu sein. Es ist schön, wenn man die Kids für Geschichte begeistern kann. Aber ich denke, es kommt auch immer darauf an, wie anschaulich es erklärt wird.
Ich sehe schon, wir hätten das lange Wochenende auch besser nutzten können 😉 Nächste Jahr dann ganz bestimmt…
Hallo, ein (ok paar mehr ;-)…. )Tip von mir hier in Thüringen wäre zum einen der Wildkatzenpark in Hötzelroda bei Eisenach, der Baumkronenpfad mit seiner Wurzelhöhle , da ist viel für Kinder zu sehen und da es interaktiv gestaltet ist auch zu erleben und bei schlechten Wetter kann man nach Bad Langensalza mit den Kids in die Rumpelburg die ich so toll und bunt. Lieben Gruß aus den Unstrut- Hainich Kreis
[…] Heike war nur unweit von Coburg in der Rhön unterwegs. […]