Die Polizei – dein Freund und Helfer

Ich machte mich auf den Heimweg aus dem Büro. Zweimal hätte es mich auf dem Weg zum Wagen beinahe zerlegt. Falsche Schuhe. Ich kratzte das Auto frei vom Eis  – auch wenn das Geräusche verursachte, die gefühlt halb Deutz wach rüttelten – und fuhr an verdammt vielen Polizeiwagen vorbei. Eine große Kontrolle am Rudolfplatz, mehrere Polizeiwagen neben mir auf der Straße. Mir war es wurscht, ich hatte nichts zu verbergen. Ok. Ich hatte meinen Führerschein nicht dabei. Und dummerweise nicht einmal meinen Ausweis. Das steckte alles noch in einem Mäppchen, das ich beim Roadtrip mit hatte.

Und dann, die vorletzte Ampel vor meinem Zuhause. Ich halte hinter einem Polizeiwagen. Er biegt rechts ab, ich auch. Ich war sicher, von mir kann er nichts wollen, schliesslich wäre ich sonst ja wohl geradeaus gefahren, statt hinter ihm her. Und während ich noch darüber nachdenke, dass es in Texas neulich irgendwie cool war, von der Polizei angehalten zu werden, wird der Polizeiwagen an einer Steigung langsamer, und langsamer und zack – die Warnblinkanlage geht an.  ‚Bitte Folgen!‘ Damn. Wie, ich jetzt? Ich schaue mich um. Kein anderes Auto am Start. Also rechts ran.

Zwei Polizisten steigen aus, links, rechts, Taschenlampe an, Fenster runter. Fuck. Ist mein Handy weit genug weg?

„Führerschein und Fahrzeugschein bitte!“

„Äh…“

Da ging es los. Klein Dummerchen konnte sich nicht nur nicht ausweisen sondern hatte auch keinen Führerschein dabei. Das nahm der freundliche Beamte zum Glück relativ gelassen auf. Ich nannte ihm die notwendigen Daten woraufhin er zurückging, um die Nachtschicht einer Polizeiwache im Sauerland zu wecken, damit sie meinen Führerschein überprüfen kann.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam er zurück, aber nur um mir zu sagen, das dauere noch etwas. In dem Moment fing mein Radio an zu flackern und ich machte den Motor aus. Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit kam der junge Mann zurück und erklärte mir, ich müsse nun 10 € zahlen, und ja, bei mir machte sich Erleichterung breit. Ich beglich meine Schulden und war entlassen.

Und dann trat ein, was ich tief im Innern befürchtet hatte: ich wollte den Motor starten und es passierte NICHTS. Kein Krachen, kein Krächzen, kein Lämpchen NICHTS. Oh Scheisse. Ich sah mich um. Zwei Polizisten, eine tiefschwarze Nacht, ein altes Auto mit einer scheiss Batterie und ich.

„Dann werden wir Sie wohl anschieben müssen.“ Aww.

„DAS würden Sie tun?“

Beide schoben die Ärmel hoch, versicherten sich, dass ich die Handbremse nicht angezogen hatte HALLOOO? und rannten los.

Etwas übermütig ob dieser abgefahrenen Situation rief ich aus dem heruntergekurbelten Fenster: „Das ist meine Retourkutsche für das Knöllchen hier!“

Einer lachte, einer nicht.

Und sie rannten und rannten und rannten und der Motor sprang einfach nicht an. Dann brüllten sie STOP!

„Ach, die Bremsen funktionieren noch, ja?“ Oops. Offenbar hatte ich mich etwas zu weit rollen lassen und stand jetzt an einer extrem dunklen Kreuzung. Also ein paar Meter zurück.

„Haben Sie ein Überbrückungskabel im Kofferraum?“ wollte einer der beiden wissen.

„Ich? Moment.“ Etwas verunsichert ging ich ums Auto rum und öffnete den Kofferraum. Puh, Verbandskasten und Warndreieck war vorhanden. Glück gehabt. Leider kein Überbrückungskabel. Eher aus Verzweiflung sah ich sogar dort nach, wo das Ersatzrad lag. Achja…

„Gut. Dann werden wir jetzt zur Wache zurückfahren und ein Kabel holen.“ Awwww.

„Und wenn das nichts nutzt, dann werden Sie wohl den ADAC rufen müssen. Das Auto ist ja auch schon recht alt.“  HABEN SIE MEIN AUTO GERADE ALT GENANNT?! Uhhhh.

„Hier ist es sehr dunkel, stellen Sie bitte in der Zwischenzeit das Warndreieck auf.“

„Ok.“

„Und halten Sie sich warm!“

Was dann passierte, war ein 7 minütiger Kampf mit dem Scheissteil. Wie zum Henker kriege ich dieses dünne Flatterpapier dazu, dass es hält? Etwas lieblos steckte ich irgendwas zusammen und am Ende sah es aus wie ein Warndreieck. Das ist doch die Hauptsache.

Mir wurde kalt. Arschkalt. Ausserdem war es sowas von dunkel in der Ecke. Zum Glück standen ein paar Laternen rum, die wenigstens für minimal Licht sorgten. Ich freute mich diebisch, dass mein iphone Akku nicht leer war – was für diese Zeit des Tages sehr untypisch war. Und machte das eine oder andere Bild.

Etwa 10 Minuten später kamen die Jungs von der Wache in Weiden zurück. Ich machte die Motorhaube auf. Die Jungs suchten die Batterie. Ich machte Fotos.

„Na, die Batterie hat aber auch schon einige Jahre auf dem Buckel, was?“

Was? Quatsch.

„Nein, das ist nur das Äußere. Die Batterie ist recht neu!“

„Hmm… Setzen Sie sich mal rein!“

Ich drehte den Zündschlüssel um und – der Wagen lief. Welch Glück!

„DANKE!“

Während ich anschliessend einige Zusatzrunden durch die kleinen Orte der Gegend drehte, um die Batterie vielleicht zu retten, dachte ich darüber nach, wie freundlich die beiden eigentlich waren und ob das so selbstverständlich ist. Und ich dachte auch darüber nach, dass ich Bock habe, mich mit Themen auseinander zu setzen, die nicht nur das reine Fahren betreffen sondern auch ‚das Kümmern um das Auto‘.

Vor allem wenn das klappt, was ich mir für dieses Jahr vorgenommen habe, und noch einige Roadtrips fahren möchte, sollte ich schnellstens dazu lernen.

 

 

10 Kommentare

    1. Heike

      @Phil – Ja absolut! Ich war auch erfreut, dass ich mit 10€ davon kam. Und sie haben nicht eine Miene verzogen als sie wussten, sie ‚müssen‘ schieben…

    1. Heike

      @Uwe – Das war ein nettes Erlebnis. Auch wenn es scheisse kalt war. Aber es bleibt eine positive Erinnerung an die Panne. Die Frage ist nur, ob mein Wagen gleich anspringt.

  1. Ingo

    Lustige Geschichte. Solche Hilfe durch die Polizei – gerade auch nach der Vorgeschichte – ist wirklich nicht selbstverständlich. Allerdings stelle ich mir die Frage, ob die „Kollegen von der Rennleitung“ ebenso hilfsbereit bei einem Mann gewesen wären…

    Mach‘ Dir bitte keine zu großen Hoffnungen, was das „Kümmern ums Auto“ angeht: Bei unseren heutigen modernen Fahrzeugen, vollgestopft mit Elektronik, ist es mit „Kümmern“ nicht mehr viel möglich. Das ist bei Old- und Youngtimern schon eher möglich und in vielen Fällen auch nötig. Ruf‘ mal mit einem 80 Jahre alten Ford A den ADAC…

    1. Heike

      @Ingo – Naja, ich find, sie konnten mich nicht einfach in der Pampa stehen lassen. Und falls du denkst, ich will jetzt lernen, wie man an der Elektronik rummfummelt – FALSCH. Mir geht es um rudimentäre Dinge, wie Warndreieck aufstellen (HAHAHA kleiner Scherz) Reifen wechseln, nicht vom kaputten Kofferraum erschlagen werden, Warnweste finden und so. 😉

  2. Dani

    Da ist das wahre Leben und das für 10 Euro, ein Lächeln für die Polizisten und ein Lächeln für Dich liebe Heike für diesen tollen Post. Konnte vor einen zirka einem Jahr genau so eine schmunzelnde Geschichte erleben. Frau ohne Papiere + Ausweis unterwegs und Kontrolle und ich auf den Weg zur Tankstelle und wegen des Laufens des Motors war es dann der letzte Sprit. Die netten Polizisten sind dann zur nächsten Tankstelle und haben mir einen Kanister Benzin geholt …

  3. Fyn

    Hach, die Geschichte ist schön! Heute kann ich mit dem wundervollen Gefühl ins Bett gehen, dass zumindest noch ein kleines bisschen Humanität auf dieser Welt vorhanden ist 😀 Genial ♥

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