Ein Wettlauf mit der Zeit – kofferlos in Norwegen

Eine Zahnbürste, Deo, ein weißes Tshirt, eine Bürste, Vaseline (!), Zahnpasta, Duschgel, Shampoo und zwei Tütchen mit ominösen Hygieneartikeln. Das ist der Inhalt meines Survival Packages, dass mir ein Mitarbeiter der Airline SAS vorhin in die Hand drückte. Denn mein Koffer hat den Sprung von Kopenhagen nach Bergen nicht geschafft. Ich schon, wenn auch gerade so. Die Maschine muss gewartet haben, und so konnte ich zwar keuchend, aber noch rechtzeitig vor Closing das Kopenhagener Gate von C10 auf B9 wechseln um nach Bergen zu fliegen. Obwohl es schon in Düsseldorf dank einer Verspätung von 45 Minuten nicht so aussah, als würde das hinhauen. Dass mein Koffer nicht so schnell sein würde, war klar. Und so stand auch ich noch am Gepäckband, als der letzte Koffer das Band verliess…

Die Transfer Passagiere durften kurz vor der Landung nach vorne rutschen, damit sie als erste aus der Maschine huschen konnten. Doch als der Run losgehen sollte, war klar: viele wollen gar nicht rennen.

„Och, ich verbringe gern eine Nacht in Kopenhagen. Willst du vorbei?“

Ja aber sicher! Ich wollte heute Nacht nicht in Dänemark bleiben. Auch wenn mir das quasi die ganze Maschine nahe legte.

„It is so nice to stay here.“

Wobei es eigentlich fast aufs gleiche rausgekommen wäre.  Die erste Maschine soll Morgen früh um halb zehn hier eintreffen. Im besten Fall ist der Koffer mit an Board. Sonst wird mir jemand auf dem Roadtrip hinterherfahren müssen. Zwar habe ich ein wenig Spiel im Zeitplan, allerdings nur Morgen und das nur wenige Stunden.

Als professionelle Reisebloggerin habe ich natürlich KEIN wichtiges Equipment im Koffer, das ich unbedingt heute oder Morgen brauche. Neiiiiheiin. Oder doch? Naja, vielleicht das eine oder andere Ladekabel, mein Stativ (öhm), mein Reiseführer, meine Straßenkarte. Meine Kontaktlinsen. (Grosser Fehler) Um ein Haar wäre auch das Laptopladekabel da drin gelandet. Was mir schon fehlt, ist meine Regenjacke. Denn wer nur die Klamotten hat, die er am Leib trägt, meidet Regen.

Und so werde ich von Bergen leider nicht viel sehen. Denn den Wagen muss ich bis Morgen Mittag 14 Uhr abgeholt haben.

Das was ich aber von Bergen gesehen habe, ist faszinierend. Ich habe einen der spektakulärsten Landeanflüge seit langem erlebt, wobei der auf Kopenhagen auch nicht schlecht war. Aber die Mischung aus noch schneebedeckten Bergkuppen, den vielen Inseln, den krassen Strassen, dem heftigen Nebel und zuletzt – dem intensiven Sonnenuntergangsspektakel! Das war absolut beeindruckend. Und ich habe noch nie einen Sonnenuntergang um 23:15 erlebt. Aber die Norweger feiern Morgen Mittsommernacht und so erlebte ich heute also den zweitlängsten Tag des Jahres. Die letzten Sonnenstrahlen tauchten den kleinen Flughafen in ein magisches Licht. Aber auch der Tag vor der Mittsommernacht ist ein Grund zu feiern. Das Foto habe ich aufgenommen vor meinem Hotel um 00:05 – um kurz nach Mitternacht! Und es sah um diese Zeit heller aus als in Köln heute Mittag.

Norwegen hat es schon geschafft, mir Respekt einzuflössen. Das, was ich da heute schon an heftigem Nebel um die Berge wabern sah, ist mit Sicherheit nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was auf mich zukommen kann. Mädel, wenn du denkst, du machst da eine Spazierfahrt die Pässe und Haarnadelkurven hoch, dann zeige ich dir mal wo der Hammer hängt!

Ich bin gespannt…Was den Koffer angeht, vertraue ich auf die Norweger wie ich es bei der Planung des ganzen Roadtrips tat und am letzten Tag vor dem Abflug das fehlende Puzzleteil sich einfügte. Aus sicherer Quelle erfuhr ich:

„Die Norweger sind ein bisschen wie die Italiener des Nordens: Das wird schon, das regelt sich … Im Endeffekt klappt aber fast immer alles. Man muss nur lernen, sich drauf zu verlassen.“

Diese Reise wird unterstützt von Visit BergenVisit Norway, Innovation Norway, Fjord Norway und Mercedes Benz!

15 Kommentare

    1. Heike Kaufhold

      @Robert – Tjahaha ich bin leider nicht so überzeugt. Außerdem gehen mir genau jetzt die Klamotten aus. Hinzu kommt, dass ich spätestens heute Mittag losfahren muss. Und wie weit bringen sie mir den Koffer hinterher? Ich habe keine Erfahrungswerte…

  1. Tanja

    Einer Freundin ist mal ähnliches passiert. Sie haben den Koffer ins Hotel gebracht.
    Ich drücke ganz fest die Daumen! Wir sind gedanklich bei Dir… Wird bestimmt alles gut.
    Kommt der Koffer nicht: Shop until you drop 😉 Rechnung übernimmt sicherlich SAS.

    1. Heike Kaufhold

      @Tanja – Das ist lieb von dir, und ich wäre auch gern optimistischer aber ich habe es im Gefühl, dass der Koffer und ich uns nicht erreichen werden. So viele Maschinen fliegen nicht von Kopenhagen nach Bergen. Das große Problem ist, dass ich einfach nicht hier warten kann, sonst schaffe ich die Strecke nicht in der knapp kalkulierten Zeit. Und spätestens Morgen geht es auf die erste Fähre. Dann seh ich noch schwärzer.

  2. Michael

    Das liest sich ja spannender als jedes Buch (wobei ich absulut kein Buchleser bin ;-)) und beginnt mit Daumen drücken (im Zwiefel für alles was noch kommt).

    LG
    Michael

    P.S.: Vielleicht wäre eine Datums/Zeitangabe (22.06.2013 / 12:30 h o.ä.) am Ende eines Beitrags gut, damit man weiß wann „heute“ / „morgen“ und so ist.

  3. jan

    das muss man alles ganz entpannt sehen… passiert mir auch mehr oder minder häufig und solange das wichtigste immer am man ist, kann es nicht so wild sein 🙂

  4. Rainhard Kavel

    Zurück aus Norwegen!! Ein wenig traurig war ich dann schon als ich weider in Deutschland ankam. Aber es wird wie immer nicht das letzte mal gewesen sein. Tolle Bilder, aber bewegender waren die Augenblicke der Landschaft. Zuhören wenn der Wind über den Fjord zieht.Das nimmt man immer wieder als die schönste Erinnerung mit.

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