Tromsø Tipps – im Wettkampf um nördliche Superlative

Die nördlichste Uni, die nördlichste Brauerei, die größte Stadt nördlich des Polarkreises, das nördlichste Polarium, die markanteste Kirche Norwegens, das größte Glasmosaikfenster Europas – Tromsø verkauft sich sehr gut! Dabei bin ich sicher, einige Superlative noch vergessen zu haben. Die Taktik ist natürlich sehr pfiffig. Denn wer hier oben im einsamen Norden Norwegens Urlaub macht, der möchte gern viel ’nördlichstes‘ sehen und erleben. Oft sind diese Reisen gekrönt vom Norwegen-Superlativ König: dem Nordkap. Auch wenn viele Städte und Gemeinden in Nordnorwegen in dieser kleinen Tourismusmarketingsprechbattle erfolgreich mitmischen, nirgends fiel mir das so sehr auf wie in Tromsø.

Tromsø gilt als die Pforte zum Eismeer und einer der Nordlicht Hotspots im Winter. Für mich war die Stadt hoch oben im arktischen Norden Norwegens die Pforte für eine Reise durch das Land der Mitternachtssonne – für meinen 3. Roadtrip durch Norwegen. Ein Roadtrip, der mich auf über 2000 Kilometern auf den schönsten Straßen durch Norwegen bringen würde! Gut 1,5 Tage hatte ich in Tromsø eingeplant zum Sightseeing und erneuten Kennenlernen der Stadt. Ich hatte Tromsø zum Startpunkt meines #ArcticNorwayRT erklärt und sollte es nicht bereuen.  Gleich nach meiner Ankunft ohne Koffer in Tromsø lernte ich, dass die Stadt vielleicht verhätnismässsig klein ist – wenn auch die größte in Nord Norwegen – aber dennoch einige coole Läden aufweist – in denen es von stylishen Klamotten über Deko bis zu Schuhen alles wichtige zu kaufen gibt.

Ich bin sicher, dass nur wenige Nicht-Norweger auf die Idee kommen, einen reinen Städtetrip nach Tromsø zu unternehmen. Die meisten werden ein klares Ziel vor Augen haben und die Stadt in der Arktis als Ausgangspunkt, Zwischenstation oder Ziel für ihre Reisen wählen ob zu Fuß, mit dem Schiff oder dem Auto.

Blick auf Tromsø

Tromsø – die Pforte zum Eismeer

Wo liegt Tromsø?

Tromsø ist mit gut 72.000 Einwohnern, darunter 10.000 Studenten, die größte Stadt in Nordnorwegen und wohl auch die lebendigste. Die Stadt liegt auf einer Insel im Balsfjord und ist mit einer recht spektakulären Brücke mit dem Festland verbunden. Vom Krieg weitesgehend verschont, ist das Stadtbild von Tromsø noch heute von vielen alten und bunten Holzhäuser geprägt. In Tromsœ gibt es viele Cafés, Bars, individuelle Lädchen und natürlich eine Menge Souvenirshops. Von Tromsø aus starteten viele berühmte Expeditionen ins Eismeer, was der Stadt zu ihrem Wachstum verhalf. Der Flughafen von Tromsø ist klein, übersichtlich und irgendwie niedlich wie alle hier oben in Norwegen. Mit dem Taxi benötige ich gut 15 Minuten bis in die Stadt, regelmäßig und deutlich günstiger fahren die Flybussen vom Airport aus in Richtung Stadt und natürlich zurück.

So abgelegen Tromsø auf der Karte wirken mag – via Direktflug nach Oslo ist die Stadt etwa 350 Kilometer nördlich des Polarkreises blitzschnell aus allen Teilen der Welt zu erreichen. Auch wenn ich mit insgesamt drei Flügen ab Düsseldorf eine nicht ganz so direkte Flugverbindung wählte.

Schiffe im Hafen von Tromsø

Straßenbild Tromsø

Blick auf Tromsø

Mitternachtssonne in Tromsø

Ich traf Mitte Juni in Tromsø ein, ein optimaler Zeitpunkt um die Mitternachtssonne zu erleben. Und auch wenn das Wetter eher grau, regnerisch und verhangen war, machte Tromsø mir recht schnell deutlich, was sie für Auswirkungen auf den Biorythmus haben kann! Von meinem Hotelfenster aus hatte ich die beste Sicht auf die Stadt und starrte nachts so lange aus dem geöffneten Fenster bis ich durchgefroren war. Ich konnte schlicht nicht glauben, was ich sah. Taghell war es. Um 2 Uhr nachts. Eine unwirkliche Kulisse. Die leere Stadt, ein paar kreischende Möwen und totale Ruhe. Unterbrochen nur von einigen jungen Partypeople, die den Weg nach Hause suchten. Es war zu spannend, einfach rauszustarren, als dass ich früh hätte schlafen können. So sollte es mir in den nächsten Tagen meiner Reise häufig gehen. Der ganz wunderbare Vorteil: der Tag ist ewig lang! Und ich fühlte mich an keinem einzigen Punkt gehetzt ‚weil es gleich dunkel wird‘. Das war grandios. War ich spät dran auf einer Tagesetappe, sagte ich mir: „Die Strecke kannst du auch noch in zwei Stunden fahren.“ Denn hell genug zum fotografieren ist es hier oben die ganze Nacht.

Was gibt es in Tromsø zu sehen?

Die Eismeerkathedrale – the arctic cathedral

Arg viele ‚echte‘ Sehenswürdigkeiten besitzt Tromsø nicht. Da besucht man die, die einfach dazu gehören. Wie die Eismeerkathedrale auf norwegisch die Ishavskatedralen.

Die Eismeerkathedrale ist das Wahrzeichen Tromsøs. Sie sticht bereits von weitem durch ihre auffällige Form ins Auge und besitzt eine der größten Glasfassaden überhaupt. In der Eismeerkathedrale wird man kaum allein sein, sie ist ein echter Touristenmagnet und Foto Hotspot. Mehrfach wurde ich aus etwaigen Fotomotiven asiatischer Touristen herauskomplementiert weil ich im Wege stand und so rettete ich mich rein. Auch wenn mein Besuch nur ein kurzer war, nahm ich eine schöne Stimmung mit, als die Orgelspielerin ansetzte und die Kirche akustisch gesehen zum Leuchten brachte. Die verbauten Materialien Holz, Glas und Beton Symbole für Polarlicht, Eis und Dunkelheit.

Wer im Sommer in Tromsø ist, der sollte sich ein Mittsommernachtskonzert in der Eismeerkathedrale nicht entgehen lassen. Sie finden statt jede Nacht um 23:30 Uhr. Eintrittspreis beträgt 150 NOK.

Alle Infos zur Eismeerkathedrale

Arctic Cathedral - die arktische Kathedrale in Tromsø

Arktische Kathedrale von Tromso

Die beste Aussicht auf Tromsø

Den besten Blick auf die Stadt gibt es definitiv vom Storsteinen aus, ein 420 Meter hoher Berg, der zu Fuß oder auch mit der Seilbahn zu erreichen ist. Die Seilbahnstation liegt ganz in der Nähe der Eismeerkathedrale und bietet genügend Parkplätze um das Auto abzustellen. Halbstündlich fahren die beiden Seilbahnen den Berg hinauf und wieder hinunter und jede einzelne Fahrt ist ein echtes Highlight. Der Blick auf Tromsø ist schon aus der Kabine genial, oben angekommen wirklich fantastisch. Da das Wetter binnen Sekunden umschlagen kann, lohnt es sich auf jeden Fall, ein wenig zu verweilen um verschiedene Wetterszenarien mitzuerleben. Ich zum Beispiel kam bei gutem Wetter an, binnen Sekunden zog ein Sturm auf, dann fing es an zu schneien. Der Wind hier oben kann auch im Juni eisig sein so dass es echt Sinn macht, Handschuhe einzupacken wenn ihr viel filmen oder fotografieren wollt.

Lohenswert ist auch ein Spaziergang über das Plateau, auch wenn euch der Wind ganz schön zwischen nehmen kann. Ein alter Herr knickte hier oben um und musste mit Hilfe eines Notarztes in der Seilbahn runtertransportiert werden. Wind und Wetter also nicht unterschätzen. Von hier oben habe ich einige Periscopes gestartet, die bei euch ganz gut ankamen. Aber leider nicht mehr abrufbar sind. Von hier oben ließe sich natürlich hervorragend die Mitternachtssonne im Sommer beobachten sowie die Nordlichter im Winter. Ich hatte im Juni leider Pech mit dem Wetter, fuhr also am frühen Abend wieder runter. Aber wenn die Sonne scheint, macht es ganz viel Sinn später hoch zu fahren und nachts wieder runter. Denn die letzte Gondel verläßt den Berg um 1 Uhr im Sommer und um 22 Uhr im Winter!

Zum Aufwärmen gibt es ein kleines Café mit Panoramaterasse, das Kaffee, frische Waffeln und kleine Leckereien anbietet.

Alle Infos zur Seilbahn Fjellheisen

Tromso vom Fjellheisen - Seilbahn

Tromsø von oben - der Fjellheisen

Tromsø von oben - Blick auf die Seilbahnstation

Troomso vom Fjellheisen

Das Polarmuseum

Deutlich interessanter dürfte ein Besuch des Polarmuseums sein, das über das Leben und Überleben in der Arktis und im Eismeer Aufschluss gibt und die Geschiche Tromsøs darlegt, das einmal Hauptstadt der Robbenjagd und Ausgangspunkt für verschiedenste Polarexpeditionen war. Das Polarmuseum liegt im historischen Schanzenviertel auf dem Gelände des denkmalgeschützten Zollhauses aus den 1830er-Jahren. Und somit habe ich es defacto einfach nicht gefunden bzw. gedacht, es habe geschlossen. Geschlossen und somit von einer Besichtigung ausgeschlossen war nur das zum Polarmuseum gehörende Boot, die MS Polstjerna, das am besten erhaltene Fangschiff zur Robbenjagd in Norwegen.

Das Polarmuseum öffnete auf den Tag genau 50 Jahre nachdem Roald Amundsen zum letzten mal von Tromsø in die Arktis aufgebrochen war.

Alle Infos zum Polarmuseum

Polaria

Polaria ist ein arktische Aquarium im Zentrum der Stadt. Bis zum Ende meines Besuches dort war ich nicht sicher, ob ich wirklich alles gesehen hatte. Ich war zwar 3 Mal im Kreis gelaufen, aber hatte permanent das Gefühl „Das kann ja nicht alles sein“. Also drehte ich noch eine Runde. Und stellte fest: DOCH das war alles. Ehrlich gesagt gibt es hier nicht allzuviel zu sehen meiner Meinung nach. Es gibt ein eher trostloses Becken in dem 3 Robben im Kreis schwimmen sowie einige andere kleine Becken mit Meerestieren, dazu einige wenige Infos, einen Saal, in dem Filme laufen und einen großen ‚Fan’Shop. Um ehrlich zu sein: für mich waren der Shop und die gezeigten Filme das spannendste, durch die ich endlich einmal verstand wie eigentlich Nordlichter entstehen und was genau das ist.

Aber der Besuch hier hinterliess mich sehr ratlos.

Alle Informationen zum Polaria

Im Polaria Tromso

Tromsoe-14

Die Mack Brauerei

Wer in Norwegen urlaubt kennt sicherlich das Mack Bier. Die zugehörige Brauerei, gegründet von einem Bäcker aus Braunschweig, hat ihren Sitz im Zentrum von Tromsø und bietet Führungen samt Verkostungen an. Zwischenzeitlich hatte sie den Titel als nördlichste Brauerei der Welt einkassiert, diesen jedoch mittlerweile wieder abgeben müssen. An die Brauerei angeschlossen sind die Ølhallen, die nördlichsten Bierkeller der Welt (jaja Titel sind begehrt hier oben in Norwegen!), die schon vormittags öffnen und in denen sich früher ein munteres Völkchen aus Walfängern und Polarforschern versammelten, heute sicherlich besteht die Mehrzahl aus Touristen. Den Preis für das stylishte Packagedesign – ein Eisbär auf einem matt blauen Hintergrund – würde ich ihnen auf jeden Fall verleihen!

Die Informationen auf der Website sind leider wie so oft in norwegischer Sprache gehalten.

 Alle Infos zur Mack Brauerei

Eisdiele in Tromsø

Wer mit Kindern nach Tromsø kommt, wird vielleicht für diesen Tipp dankbar sein. Aber in der Pizzeria Da Pinocchio ist eine Eisdiele integriert mit verdammt leckerem Eis! In der Pizzeria selbst läßt es sich ebenfalls gut italienisch essen und die Jungs liefern ihre Gerichte auch frei Haus.

Alle Infos zur Pizzeria Da Pinnochio

Hotelempfehlung in Tromsø

Scandic Grand Tromsø

Zwei Nächte habe ich in diesem Jahr im Scandic Grand Tromsø verbracht. Das Scandic Grand liegt mitten im Herzen der Stadt, Einkaufsstraße, Shoppingcenter, Hafen und auch eine Haltestelle des Airport Bus (Flybus) liegen direkt vor der Tür. Das Auto kann gegen Gebühr in einem zu Fuß gut 5 Minuten entfernten Parkhaus untergestellt werden. Gewohnt habe ich in einer Junior Suite mit einem großartigen Blick über die Stadt! Aber auch die kleineren Zimmer sind sehr gemütlich eingerichtet (die Betten sind toll!), das Wifi ist schnell und kostenlos und das Frühstücksbuffet – typisch norwegisch – sehr lecker und ausgiebig.

Alle Informationen zum Scandic Grand Tromsø

Blick aus Junior Suite Scandic Grand Tromsø

Blick aus Junior Suite Scandic Grand Tromsø

Weitere Artikel zu meinem 3. Roadtrip durch Norwegen:

Roadtrip durch die Arktis Norwegens – eine Reise bis an die Grenze Russlands

Ein Roadtrip Update nach 1700 Kilometern

Magische Mitternachtssonne und einsamste Traumstraßen

Mein Roadtrip durch die Arktis wird unterstützt von Visit Norway, Northern Norway, Innovation Norway und Mercedes-Benz.

4 Kommentare

  1. Jasmin

    Danke für deinen Bericht, liest sich so, als wäre man dabei gewesen. 🙂
    Diese Stadt fehlt mir tatsächlich noch. Irgendwann werde ich hoffentlich auch sie besuchen. Schön zu sehen, dass es noch Städte in Norwegen gibt, denen Krieg und verheerende Feuer nichts ausmachen konnten, denn die alten Holzhäuser sind einfach ein Traum.

    1. Heike Kaufhold

      Danke, Jasmin! Auf meiner weiteren Reise sah es leider oft anders aus was die Zerstörung angeht. Tromsø hat schon was und ich möchte es jetzt unbedingt einmal im tiefsten Winter erleben! 😀

  2. Melanie

    Merci für deinen Bericht! Ich habe selbst bald vor, ein Auslandssemester in Tromso zu machen und freue mich sehr, dass Dir der Aufenthalt in der Stadt gefallen hat 🙂

    viele liebe Grüße,
    Melanie

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