Unterwegs in Nordholland #2 – Käsemarkt in Alkmaar

Mein Wecker klingelte heute um 6 Uhr 30. SECHS UHR DREISSIG. Am liebsten hätte ich draufgehauen und mich einfach umgedreht. Ich stellte kurz in Frage WIE SEHR mir Käse genau am Herzen liegt. Zum Glück überwog aber meine Neugier und ich besiegte den inneren Schweinehund.

Für heute hatte ich einen Besuch auf dem Käsemarkt in Alkmaar geplant. Schon gestern die Zugtickets gekauft – um jeglichen Parkplatzstress zu vermeiden – und für einen frühen Aufbruch mich gewappnet. Mich faszinieren Märkte. Und der Käsemarkt in Alkmaar sah so skurril und interessant aus, dass ich unbedingt dorthin und fotografieren wollte. Ich habe eben noch nie so viel Käse auf einem Haufen gesehen. Geschweige denn ausgebreitet auf einem großen Platz mit tausenden von Menschen drumherum und Leuten in weißen Hosen!

Wieder einmal wäre ich gern mit meinem eigenen Auto hingefahren – aber besann mich eines besseren da ich schon auf der Website des Käsemarktes vor einer solchen Aktion gewarnt wurde. Die Zugfahrt dagegen war völlig easy. Für 12,50€ plus 3 € Kinderkarte fuhren wir in 30 Minuten nach Alkmaar. Vom Bahnhof bis zum Käsemarkt läuft man in etwa 15 Minuten. Also plant genug Zeit ein wenn ihr pünktlich zum Beginn um 10 Uhr da sein wollt. Ich will ja nichts sagen, aber wir standen Schlag zehn Uhr am Markt. Und dann wär ich beinahe hinten über gekippt. Ich bog um die Ecke und blickte auf lange, lange Menschenreihen, die hinter Absperrungen standen. Ich wusste, dass dieser Markt ein Touristenmagnet ist, aber dass er SO GROSS ist war mir nicht klar. Ein großes Schild warnte vor Taschendieben und ich schob mein Iphone aus der Jacken- in die Hosentasche.

Wer also wirklich viel vom Geschehen mitbekommen möchte, dem empfehle ich sehr früh in Alkmaar zu sein. Wir hatten Glück. Mein Name war im direkt angrenzenden Fremdenverkehrsamt hinterlegt und dank meines Presseausweises konnte ich mich und die Jungs akkreditieren und den Markt aus nächster Nähe verfolgen. So nah, dass wir gewarnt wurden, auf die Käseträger aufzupassen. Und ich häufiger schnell zupackte und einen der Jungs an der Kapuze zog und vor dem Käse rettete. Wir waren gerade angekommen als es losging. Es spielte eine Band, Kamerateams und Fotografen filmten den Käse, Ehrengäste wurden begrüßt.

Ich sag euch was. Und ihr könnt mich für verrückt erklären. Aber ich war völlig überrascht zu erfahren, dass hier wirklich Käse verkauft wurde. Ich meine. Ich hatte geglaubt, das alles sei ein riesengroßes Massenspektakel. Aber nein! Ed, einer der Käseträger, erzählte mir, dass   je häufiger die Jungs rennen, desto mehr Geld verdienen sie. Und ja, die Händler suchen sich hier den Käse aus, verhandeln den Preis und besiegeln den Deal per Handschlag. Dann bringen die Käseträger den Käse zum Wiegen, danach wird er abtransportiert. Auf die Details, die mich wirklich faszinieren, gehe ich demnächst ein. Dazu fehlt mir hier in Haarlem die Ruhe und die Zeit. Aber ich liebe solch landestypischen Traditionen, von denen man anfangs nichts versteht, und nach und nach einen Einblick bekommt.

Für mich war es natürlich toll, dass ich mich – und die Jungs auch – frei und ungehindert bewegen konnte. Mats durfte aus einer Papiertüte eines Käseträgers kleine Käsestücke naschen, Gewichte heben, sich auf den Käse setzen und ihn mal tragen.

Nur zwischen die langen Käsereihen habe ich mich nicht getraut. Ein Wagenrad wiegt übrigens um die 13 Kilo. Meist rennen die Jungs mit 8 Stück davon durch die Gegend. Könnt ihr euch ja ausrechnen. Im Schnitt machen sie alle in der einen Stunde 20 Gänge, also alle 3 Minuten einmal zum Wiegen.

Und besser nicht im Weg stehen!

Auf dem Rückweg bummelten wir ein wenig durch Alkmaar. Übrigens auch eine wirklich süße Stadt! Mit dem Zug ging es zurück ins Hotel. Ausruhen und Pläne schmieden für den Rest des Tages. Den Plan, auf Tulpenfeldjagd zu gehen verwarf ich an der ersten Straßenkreuzung mit dem Wegweiser ‚Zandfort‘ wieder. Wir wollten das Meer sehen! Und das war die beste Idee. Der Himmel strahlend blau hielten wir nach 10 Minuten Fahrt am Strand einen Ort vorher an, in Bloemendaal. Die Jungs wälzten sich im Sand, ich fläzte mich ins Café Lido in der Sonne und genoss den Augenblick. Wir blieben bis in den Abend, bestellten ein Abendessen (das ich jetzt nicht wirklich empfehlen kann) und fuhren gemütlich ins Hotel zurück.

Unser Hotel hat zum Glück ein grandioses WiFi, das mich meine Bilder schnell hochladen läßt. Dabei stiess ich auf eines von einem Wegweiser, den ich unterwegs fotografiert hatte. Ich sah es mir näher an. Und war überrascht zu lesen: Den Haag 43km. Ha! Ich muss mich wirklich mehr mit Landkarten auseinandersetzen. Mir war nicht bewusst, dass Den Haag so nah ist. Wahrscheinlich mit dem Zug genauso schnell zu erreichen wie Alkmaar…

Ich habe am Sonntag Geburtstag und bin schwer am überlegen einfach doch einen Tag Holland dran zu hängen…

Disclaimer: Mein Aufenthalt in Nordholland wird ermöglicht vom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention. Herzlichen Dank dafür. Ansichten bleiben meine eigenen. 

7 Kommentare

  1. Christina

    Vom Käsemarkt habe ich ja noch nie was gehört. Ich bin kein Käse Fan, aber das Ganze als Ereignis klingt sehr spannend und interessant.

    Toll auch dass ihr euch so frei dort bewegen konnten. So macht es doch denke ich noch was mehr Laune, als vor der Absperrung in der Schlange 😉

    Hast mich neugierig auf den Käsemarkt gemacht …

    LG Christina

    1. Heike

      @Christina – das ist wirklich auch für Nicht-Käse Fans ein Highlight! Selbst der Grosse wollte plötzlich unbedingt ein Stück Käse probieren aus der Tüte, die die Käseträger immer bei sich haben… 😉

  2. Simone Schultink

    Hallo Heike,

    Wir sind froh dass Sie es so schön gehabt haben. Bis nächstes Mal? Es gibt nämlich noch viel mehr schönes hier im Herz von Nord Holland.

    Mit freundlichen Grüssen,

    Team Fremdenverkehrsamt Herz von Nord Holland (von die Pressekarte)

    Simone Schultink

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