Vor meiner Reise nach Oslo mit Kind waren vier Flughäfen im Weg, die ich an diesem Tag von innen sehen und bezwingen sollte. Nach meinem re:publica Rückflug von Tegel nach Köln ging es wenige Stunden später ab Düsseldorf nach Oslo. Persönlicher Rekord den zwar ICH wahrnahm, Foursquare aber nicht. Das muss doch ein Bug sein.
Die Anreise in die norwegische Hauptstadt Oslo erforderte mehr Geduld als ich hatte. Zwei Stunden brauchten wir von Köln nach Düsseldorf weil eine Bahn ausfiel. Und die nächste war so was von will. Bis auf den letzten Platz besetzt auch die Maschine der SAS von Düsseldorf nach Oslo. Ein langes Wochenende steht an und so will jeder irgendwohin. Volle Bahn, voller Zug, volles Flugzeug. Da ist es sehr hilfreich wenn der Geduldsfaden ein wenig länger ist. Der meines Sitznachbarn im Flieger war es. Ein freundlicher Norweger, der lächelnd immer wieder unser iPad bzw. die Wasserflasche durchreichte. Denn schlauerweise hatte ich beide Jungs in eine Reihe jeweils an einen Fensterplatz gebucht und uns in die Mitte neben sie – was ich komplett unterschätzt hatte waren die Durst- und Langeweileattacken.
„Maaaaamma! Gib mir mal die Flasche!“
„Mamaaaaaa! Ich will das iPad!“
Meinen Sitznachbarn, ein Norweger, hatte ich also schnell kennen gelernt. Er gab mir einige Tipps für Oslo – dazwischen fiel sehr oft das Wort „expensive“ – und am Ende des Gesprächs lud er uns zu einem Besuch bei seiner Familie ein. Wow.
„Aber seid gewarnt, wenn ich wieder in Deutschland bin, kann es sein, dass wir auch bei euch auf der Matte stehen.“
Der Landeanflug auf Oslo machte deutlich wo der Wettergott den Hammer hingehangen hatte: Nebel bis kurz vor Touchdown, ein holterdiepolter bis wir aufsetzten. Der erste Flug, bei dem ich kein brauchbares iPhone Foto schiessen konnte. Genau so zeigte sich Oslo auch heute von seiner rauen Seite. Viel grau, viel Regen, viel Wind. Viel Herbst. Was uns aber nicht davon abhielt, nach einem grandiosen Frühstück im Hotel, dem Thon Panorama Oslo, auf ein Boot zu hüpfen und durch den Hafen zu schippern. Es war zwar bitterkalt – aber das, was wir unterwegs sahen, das hatten wir alle so noch nicht erlebt! Gleich mehr dazu.
Mein erster Eindruck von Oslo ist durchweg positiv: man findet sich recht easy zurecht, kann gut zu Fuß laufen, und es gibt sehr, sehr viel zu sehen. Auch für die Kinder ist Oslo toll! Kulturelle Highlights, die man ich auf den ersten Blick nicht unbedingt auf dem Schirm hat hatte, wenn man an Oslo denkt.
Was aber bei einer Reise nach Oslo mit Kind extrem hilft, ist, es ähnlich zu handhaben wie ich gerade: den Wechselkurs einfach nicht kennen und ignorieren was man für das ohnehin Notwendige ausgibt. Das ist zwar meine suboptimale Harakiri-Taktik ABER so steht man sich – zumindest kurzfristig – nicht ständig selbst im Wege. Denn ändern lässt sich die Preis-Situation hier eh nicht. Und wenn ich einen Kaffee will, dann will ich eben einen Kaffee!
Aber wer nach Oslo reist, weiß: Lebensmittel sind scheisse teuer. Erste Amtshandlung: zwei 0,5 l Wasserflaschen kaufen für 16 DM. SECHZEHN. Ich kann nicht anders als in solchen Fällen in DM umzurechnen um mir vor Augen zu führen was das eigentlich bedeutet.
Sehr zu schätzen wissen wir daher, dass wir einen „Oslo VIP Pass“ nutzen können. So bewegen wir uns frei in der Stadt und können Museen und Sehenswürdigkeiten kostenlos ansehen.
Am meisten beeindruckt hat mich das „Frammuseum“ – ein Museum, das um das wohl berühmteste Schiff der Welt herumgebaut wurde: die Fram. Mit genau diesem hölzernen Polarschiff machte sich Roald Amundsen 1910 auf den Weg zu seiner Südpolexpedition – DER Südpolexpedition, bei der er sich einen Wettlauf mit der Zeit und mit Robert Falcon Scott lieferte und am Ende gewann.
Es war für die Jungs und auch für mich total faszinierend, das Boot zu betreten und noch faszinierender, die Eiseskälte in der sogenannten Eiskammer zu erleben , die sehr anschaulich darstellt, unter welchen frostigen Bedingungen die Männer damals auf dem Schiff lebten. Nach wenigen Minuten waren die Jungs durchgefroren und es zog sie raus ins Warme.
Das Museum ist sehr schnell mit dem Boot zu erreichen – per Fähre oder einem dieser eher touristischen Hop On Hop Off Schiffe – das sich aber als ein Segelboot entpuppte mit einer sehr netten Crew an Board. Und auf dieser Fahrt erlebten wir etwas ganz besonderes:
Zwei Delfine tauchten auf!
Sie schwammen eine kurze Zeit mit uns, dann bescherten sie einem Ruderer vielleicht den Moment seines Lebens – aus der Ferne sahen wir, dass sie etwa einen Meter neben ihm auftauchten, und mit ihm schwammen. Delfine! In Oslo – ich hätte nie damit gerechnet! Und so dauerte es einfach zu lange bis ich meine Kamera parat hatte um ein Foto zu schiessen.
Und NEIN, das da ist KEIN Hai.
Wir wollten mehr Tiere sehen – und landeten im „Reptilpark“. Gelegen in einem Untergeschoss eines Altbaus mitten im Stadtzentrum sind dort etwa 100 Reptilien zu sehen. Für die Jungs natürlich sehr spannend, bei mir blieb ein komisches Gefühl. Eher heimlich finden offenbar die Fütterungen statt – eine knallgrüne Python bekam urplötzlich eine tote Maus zugeworfen und schnappte sie in Millisekunden. Was sehr interessant war, als die Jungs näher schauen wollten, wer was fütterte, wurde ihnen leider die Tür vor der Nase zugeschlagen.
Die nächsten zwei Tage verbringen wir allerdings außerhalb der norwegischen Hauptstadt – wir holen Morgen einen Mietwagen ab und roadtrippen mit ihm zwei Tage lang durch die weitere Umgebung von Oslo. Wohin genau entscheiden wir spontan. Mein Wunsch ist, etwas von der Landschaft Norwegens zu sehen. Drückt mir die Daumen, dass der Wagen ein Navi hat sonst bin ich aufgeschmissen.
Visit Norway, Innovation Norway und Visit Oslo unterstützen diese Reise.
Ich drück die Daumen … ja mit dem sch. teuer hast Du recht, habe ich genau so empfunden bei meinem ersten Urlaub und Besuch in Oslo.
Die Fotos sind mehr wie klasse, vorallen der Vergleich iPhone / Nikon.
Also Daume drück für schönes Wetter, Navi und tolle zwei Tage in Oslo.
Grüsse Dani
Städtereisen sind ja mein absolutes Favorite, aber mit Kind? Dank Dir und Deinen tollen Artikeln, auch besonders über Oslo, konnte ich meinen Mann von einem Versuch überzeugen! Uns zog es zwar nach Kopenhagen, aber auch Oslo steht bereits auf der Wunschliste! Und es hat Groß und Klein gefallen!
Was den Wechselkurs angeht, bin ich im Urlaub völlig bei dir. Da ist es auch angenehmer, mit einer Fremdwährung umzugehen als wenn man den direkten Euro-Preis-Vergleich hat. In Brighton habe ich mir einfach eingeredet, 1 Pfund = 1 Euro – und ich bin super damit gefahren. 😉
@thestiller – hihi ja absolut. 😉 Brighton, alle sprechen von Brighton. Ich glaub, ich muss da auch mal hin…;-)
Kann ich nur empfehlen – auch die sehr netten Kontakte. 😉