Der Roadtrip nach dem Roadtrip – Pläne sind dazu da, geändert zu werden

Selten war ein Warnschild an einem kanadischen Highway treffender als heute:

„Caution! Moose for the next 20km!“

Und tatsächlich konnte ich mich 20 Kilometer lang auf nichts anderes konzentrieren als auf einen Elch. Einen Elch, der auf der Ladefläche des Wagens vor mir mitfuhr. Ob erlegt oder überfahren kann ich nicht sagen, man hatte ihn auf jeden Fall schon so ausgenommen, dass er kaum noch Platz einnahm und nur das Geweih über die Ladefläche ragte.

So hatte ich ihn auch überhaupt erst entdeckt als ich von Stewart, meinem Wendepunkt, kommend nach New Hazelton reinfuhr und beschloss, mir Old Hazelton anzusehen. Ich parkte, ging um den Block. Und stand genau vor diesem Pick Up.

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Ich konnte es nicht glauben. Und meine Neugier war unbändig. Ich musste erfahren ob vielleicht nur das Geweih auf der Ladefläche lag, wobei es schon von weitem zu ‚frisch‘ aussah. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und sah rein. Und noch einmal. Und noch immer war das Bild so unwirklich. Denn dort lag ein riesiger Elchkopf samt ausgenommenem Körper. Ja, ich machte ein Foto. Erspare euch das aber an dieser Stelle.

Meinem Besuch in Old Hazelton war ein abruptes Ende gesetzt. Ich stieg ins Auto und fuhr zurück in Richtung Highway. Doch just in dem Moment war plötzlich besagter Pick Up samt Elch vor mir und sollte dort viele Kilometer bleiben. Wer jetzt glaubt, das ist doch verrückt. Moment. Denn nach wenigen Kilometern überholten der Pick Up Truck samt Elch und ich einen weiteren Pick Up Truck und auf der Ladefläche war … WAS WOHL? Genau. Ein Elch. Wieder schaute das Geweih raus. Und so fand ich mich in der absurden Situation kilometerlang vor mir einen toten Elch zu haben und hinter mir. Oder wie Kanada-Erfahrenere auch sagen: es ist Jagdsaison.

Elch 1 im schwarzen Pick Up Truck bog irgendwann ins Wildlife Museum ab. Was ja ein gutes Zeichen ist, da offensichtlich irgendwer irgendwas noch mit dem Tier vorhat. Elch 2 fiel irgendwann zurück da sein Tempo deutlich langsamer war als unseres. So. Jetzt kennt ihr mein skurrilstes Erlebnis dieses Roadtrips bisher.

Apropos Roadtrip.

Bis vor wenigen Minuten glaubte ich, dass ich – zwar mit ein paar Umwegen – schon auf dem Rückweg nach Vancouver bin. Aber ich habe zeitlich mit meinen Fahrzeiten so gut gehaushaltet und lange Strecken durchgezogen statt zwischen zu übernachten, dass ich tatsächlich noch Luft habe. Und die werde ich natürlich nutzen! Ihr kennt mich mittlerweile sicherlich. Und so breche ich – nach einem Blick auf die Karte und Google Maps – Morgen früh zu einem Roadtrip nach dem Roadtrip auf! Ist das nicht cool? Wohin es geht, das verrate ich euch gleich.

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Downtown Stewart <3

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Stewart-Cassiar Highway und Alaska Highway Junction

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wildromantischer Canyon bei Hazelton

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Salmon Glacier – nach 30 Kilometer Schotterpiste mit wahnsinniger Aussicht!

Die letzten 2 Nächte habe ich in Stewart verbracht, einer früher einmal durch den Goldrausch boomenden Kleinstadt an der Grenze zu Alaska. Dass ich dort übernachtet habe und nicht auf der amerikanischen Seite, in Hyder, war purer Zufall. Denn anfangs wollte ich unbedingt ‚in Alaska‘ bleiben, nicht auf der kanadischen Seite. Warum am Ende aber alles anders lief und das auch sehr, sehr gut so war, das verrate ich euch in einem separaten Blogpost.

Was ich aber sagen kann: in Stewart ist ein Stück von mir zurück geblieben was ich irgendwann wieder einsammeln muss. Was ich auch sagen kann: ich habe einen extrem irrationalen Schiss vor Bären entwickelt! Braunbären, Schwarzbären, Grizzlybären. Whatever.

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Das Auto mit offener Tür als Trennet zwischen uns

Ich kann gar nicht beschreiben warum das so ist, denn ich habe keine schlechten Erfahrungen gemacht. Insgesamt habe ich bisher 2 Bären aus nächster Nähe gesehen und das ist schon ein Wahnsinns Erlebnis. Beide Male war ich im Auto. Aber der zweite Bär, riesengroß, verschwand erst im Gebüsch und kam dann nochmal raus um mich mal so richtig anzuknurren! Woah! das ging mir durch Mark und Bein.

Aber das ‚im Wald herumstehen‘ und nicht wissen ob da irgendwo ein Bär ist fühlt sich für mich so an wie der allererste Besuch in einer alten Fabrikruine in Detroit. Irgendwo kann irgendjemand sein. Ich kann die Lage nicht einschätzen und habe viele verrückte Geschichten gehört. Was Detroit angeht, habe ich mich ja nun seit langem beruhigt. Da wird mir das mit den Bären sicherlich auch so gehen. Irgendwann.

Wie geht es also Morgen früh weiter?

Pläne sind dazu da, über den Haufen geschmissen zu werden. Wollte ich mich Morgen langsam auf den mindestens 790 Kilometer langen Rückweg nach Vancouver machen, kam mir beim Blick auf die Karte eine Idee. Der Icefields Parkway in Alberta ist überhaupt nicht so weit weg wie ich gestern noch dachte. Und auch diese Straße zählt zu meinen ‚Traumstraßen‘, die ich unbedingt einmal fahren möchte. Warum also nicht jetzt?

Und das ist meine neue Roadtrip Route:

Roadtrip Icefields Parkway

Von Prince George aus – dort bin ich jetzt gerade (übrigens im selben Motel wie auf dem Hinweg, dem Carmel Inn) – geht es via Jasper auf den Icefields Parkway. Ich werde versuchen, im Glacier View Inn direkt am Parkway zu übernachten und den Skywalk in offenbar schwindelerregender Höhe zu gehen. Lake Louise liegt zum Glück auf dem Weg und Banff nehmen ich dann auch noch mit. Von British Columbia geht es also Morgen weiter nach Alberta! Eine Strecke von gut 1500 Kilometern steht noch an, insgesamt habe ich dafür 3 Tage und 3 Nächte Zeit, die ich irgendwo auf dem Weg spontan vertrödeln kann.

Es geht also in die Rocky Mountains! Mein Wagen, ein Mercedes-Benz GLA, ist einem etwaigen Wetterumschwung gewappnet. Ausgestattet mit Winterreifen, die hier auf diesen bergigen Strecken ab dem 1. Oktober übrigens Pflicht sind, und Allrad.

Wirklich live verfolgen könnt ihr meinen Roadtrip auf Instagram.

Koelnformat Instagram

Ich hoffe sehr, dass ich auch noch den ein oder anderen Periscope Stream starten kann. Bisher war wahlweise kein Netz vorhanden, das Wifi zu schlecht oder wenn Wifi schnell genug war, die Location zu unspannend.

Seid also gespannt, es geht weiter!

7 Kommentare

  1. Ellen

    Wie spannend! Der Skywalk wäre auch noch etwas für meine Sammlung: „im Kampg gegen die Höhenangst“ 😉
    Ich wünsche Dir eine tolle Fahrt und freue mich schon auf die nächsten Posts!
    Liebe Grüsse,
    Ellen

  2. herr stiller

    Wenn du von Lake Louise in Richtung Kamloops fährst, halte noch kurz beim Emerald Lake im Yoho National Park an. Ist relativ nah am Trans-Canada-Highway und wirklich hübsch. In Field gibt’s dazu auch noch ein hochgelobtes Sternerestaurant, haben wir aber nicht mehr geschafft. 🙂

  3. Hartmut

    Ich sehe, du lässt es weiterhin krachen – klasse! Beim Thema Elche fällt mir ein, wie unser damaliger Nachbar nach der Jagd einen halben Elch in seinem MB(!)-Kombi mit nachhause brachte… davon reden die Kids noch heute… Und übrigens, wenn du unbedingt mal ein paar lebende Elche sehen möchtest, kann ich dir einen Roadtrup hier oben im Norden empfehlen. Bei uns laufen so ca 300 000-400 000 Stück herum, von denen jedes Jahr ca 100 000 abgeschossen werden (Jagdsaison beginnt in einer knappen Woche). In der dunklen Jahreszeit muss man wirklich aufpassen, dass man keinen vor den Kühler bekommt, was eine sehr unangenehme und direkt lebensgefährliche Begegnung werden kann.

    Weiterhin viel Spaß – we stay tuned! 🙂

    1. Heike Kaufhold

      Hallo Hartmut,

      ja, wo ich schon mal hier bin…und ich denke, Vancouver kann ich ein anderes Mal ansehen. 😉 Habe jetzt länger überlegt was du mit ‚hier oben‘ meinst aber du sprichst von Schweden oder? Mir war nicht bewusst, dass es da so viele Elche gibt. Das klingt ziemlich viel. Vielen Dank für dein Feedback!

      1. Hartmut

        Sorry, da war ich ein wenig undeutlich… ja, bei uns in Schweden meinte ich. Und hier gibt es nicht nur an die 400 000 Elche – es soll auch angeblich an die 250 000 Elchjäger geben… 🙂

  4. Katja

    Ich sitze hier und habe fast Tränen der Erinnerung in den Augen. In unserem Flur hängen noch Fotos, die ich vor ziemlich genau neun Jahren in Kanada gemacht habe. Damals waren wir auch beim ‚Salmon Run‘ – dem Springen und Schwimmen der Lachse zum Laichort. Ein beeindruckendes Schauspiel… Banff bis Jasper, Vancouver Island… Hach. Mach viele Bilder, ich schau fleißig mit!!
    Hab ne tolle Zeit!

    1. Heike Kaufhold

      Hallo liebe Katja,

      Oh der Salmon Run muss wahnsinnig spannend sein. In Hyder gibt es eine Bear-Viewing Plattform direkt am Creek von der aus man sicher aber extrem nah dran die Tiere beobachten kann! Ich war leider zu spät… Danke für dein Feedback!

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